München – „Wunder“, sagt Patrick Hager, „ist ein schönes Wort.“ Hager spielt Eishockey, er ist Kapitän des EHC München, über den man sagt, er brauche heute (20 Uhr/Sport1) gegen Djurgarden Stockholm ein Wunder, um ins Halbfinale der Champions Hockey League zu kommen. Doch natürlich ist Hager fußballsozialisiert und weiß, dass der Begriff Wunder oft vorkommt in den Geschichten rund um die UEFA Champions League. Phantastische Aufholjagden an ganz besonderen Abenden. Hager zählt auf: Liverpool gegen Barcelona, das war dieses Jahr, 4:0 nach 0:3, zuvor mal Barcelona gegen Paris Saint Germain, 6:1 nach 0:4, geschehen 2017.
Der EHC München bräuchte eine Liverpool-Nacht, denn er muss aus dem Viertelfinal-Hinspiel eine 1:5-Niederlage wettmachen. Es geht um die Tordifferenz, wie im Fußball, allerdings – und das ist die Abweichung – zählen bei Gleichstand die Auswärtstore nicht doppelt. Mit einem 4:0, 5:1, 6:2 kämen die Münchner in die Verlängerung, sie bräuchten dann ein weiteres Tor.
Am Sonntag verlor der EHC sein DEL-Heimspiel gegen Mannheim mit 2:3 nach Verlängerung. Das Resultat hinterließ aber keine geknickte Mannschaft, sondern eine wieder etwas zuversichtlichere. Weil sie es geschafft hatte, nach einem 0:2-Rückstand in den letzten beiden Minuten den Ausgleich durch zwei Treffer von Trevor Parkes zu erzielen. Mit der Methode Brechstange: Torwart runter, sechster Feldspieler drauf, Druck aufbauen, Scheiben vors Tor bringen.
Es kann im ereignisdichten Eishockey ja schnell gehen. „Wir bräuchten das erste Tor, am besten früh, dann sollten wir das zweite nachlegen, und von da aus können wir weitergehen“, so stellt Trainer Don Jackson sich das vor. Aber er zieht die Mundwinkel hoch, er weiß, wie verwegen dieser Plan klingt. Patrick Hager fände es aber schon interessant, zu erfahren, „was die Schweden machen, wenn sie 0:2 zurückliegen“.
Es könnte sein, dass Maxi Daubner (Stürmer) und Emil Quaas (Verteidiger) fit werden, doch selbst dann stünden noch sechs prominente Namen auf der Ausfallliste. Sicher ist, dass sich der EHC auch den kommenden Gegnern mit seinem dritten Torwart stellen muss. Don Jackson denkt zwar an Nachverpflichtungen („Wir haben noch einige Lizenzen frei“) fürs Feld, „doch im Tor ist Fießi der Plan“. Fießinger hat sich seit seinem Debüt in Augsburg am Sonntag vor einer Woche gesteigert, „er hat gegen Mannheim einige Konter gestoppt“, hob Jackson hervor. „Fießi kann uns stabilisieren“, glaubt Hager.
Das CHL-Match gegen Djurgarden wird das Jahresabschiedsspiel für Justin Schütz, John-Jason Peterka und Dennis Lobach sein. Die drei Stürmer sind ab Mittwoch bei der deutschen U 20-Nationalmannschaft, die sich auf die Weltmeisterschaft in Tschechien (ab 26. Dezember) vorbereitet. Der Fluch der guten Tat: München fördert junge Spieler wie kein anderer Club in der DEL und ist daher stärker von der Abstellpflicht betroffen. Justin Schütz sagt: „Ich freue mich auf die U 20, will zuvor aber das CHL-Halbfinale erreichen.“ Es wäre das Liverpool-Gefühl.