Mourinho kann’s noch

von Redaktion

Die Zweifel am Portugiesen als neuer Spurs-Trainer waren groß – doch bisher überzeugt er

VON SIMON MULLOCK

London – Bayern ergeht es ein wenig wie Manchester City. Der deutsche sowie der englische Meister tun sich dieses Jahr besonders schwer, ihre Titel zu verteidigen. Gerade daher ist man in England davon überzeugt, dass der vorigen Monat bei Tottenham entlassene Trainer Mauricio Pochettino der perfekte Mann für krisengeplagte Bayern gewesen wäre.

Auf der Insel genießen lediglich Pep Guardiola und Jürgen Klopp ein höheres Standing als der Argentinier, weshalb die Verpflichtung von Jose Mourinho als Spurs-Trainer für die meisten überraschend kam. Schließlich ist der Portugiese ein Experte im Titelsammeln. Mourinho war bereits bei Porto, Chelsea, Inter Mailand sowie Real Madrid erfolgreich, seine Zeit bei Manchester United hat jedoch einige Zweifel dahingehend geschürt, dass der selbsternannte „Special One“ einen Hauch seiner Magie verloren haben könnte.

Der Beginn seiner Amtszeit bei Tottenham hat diese Zweifler in kürzester Zeit eines Besseren belehrt: Vier Siege aus fünf Spielen haben die Spurs unter Mourinho eingefahren, das 5:0 gegen Burnley am Samstag inklusive Traumtor von Heung-min Son war das bisherige Highlight. Auch die Torstatistik kann sich sehen lassen: 16 Treffer haben die Schützlinge des Portugiesen erzielt, lediglich seine Rückkehr nach Old Trafford endete für den zweimaligen Champions-League-Sieger schmerzhaft (1:2). In England nennt man plötzlich eintretenden Erfolg nach einem Trainerwechsel als „new manager bounce“. Auf Deutsch: Impuls dank eines neuen Trainers.

Genau das braucht auch der FC Bayern. Allein der Blick auf die Tabelle sollte Grund genug sein, um die Bosse zum Nachdenken zu bewegen. Diese Resultate müssten für Karl-Heinz Rummenigge & Co. ausreichen, um ihren Weihnachtsplan mit Interimstrainer Hans-Dieter Flick noch einmal zu überdenken. Auf der Insel gibt es verschiedene Versionen über Pochettino und die Bayern. Eine besagt, dass der Ex-Teammanager der Spurs eine Wunschlösung der Münchner war. Eine andere verneint dies. Und eine dritte wiederum ist sich sicher, dass es Pochettino selbst war, der Bayern eine Abfuhr erteilte.

Eines ist jedenfalls sicher: Sollte sein ehemaliger Club morgen Abend in der Allianz Arena einen Sieg einfahren, so würde die Situation noch ein gehöriges Stück klarer werden für die Bosse des FC Bayern. Klar: Rein sportlich ist die Partie natürlich wenig attraktiv, da beide Vereine bereits mit beiden Beinen im Achtelfinale stehen. Mourinho hat bestätigt, dass er das Spiel dazu nutzen will, um Top-Stürmer Harry Kane eine Pause und jüngeren Spielern eine Chance zu geben. Auf der anderen Seite weiß Mourinho nur zu gut, dass es eine erneute Demütigung mit allen Mitteln zu verhindern gilt. Mourinho kann sich für das Hinspiel rächen und dem Mann, dessen Trainerstuhl er beerbt hat, vielleicht sogar einen großen Gefallen tun.

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