Unterhaltsam ausgeschieden

von Redaktion

EISHOCKEY EHC München im CHL-Viertelfinale: Fast ein Drittel ohne Torwart

VON GÜNTER KLEIN

München – Es war so zu erwarten: Der EHC München hat das Halbfinale der Champions Hockey League verpasst. Das Resultat aus dem Viertelfinal-Hinspiel vor einer Woche in Stockholm, das 1:5, konnte er nicht mehr aufholen. Auch das Rückspiel gegen Djurgarden ging verloren. Mit 0:3 (0:0, 0:1, 0:2).

Zumindest schaffte es der personell gerade ziemlich angeschlagene EHC (acht Verletzte und Kranke), mit einem unterhaltsamen Akt von Europas Bühne abzutreten. Im letzten Drittel nämlich, in das die Münchner schon mit einem 0:1-Rückstand (Nilsson/23. Minute) gingen, griff ihr Trainer Don Jackson früh zum letzten Drittel. Nach zwei Minuten nahm er Torwart Daniel Fießinger erstmals vom Eis und brachte einen zusätzlichen Angreifer. Vor Jahren mit Berlin hatte er ein Meisterschaftsfinale in Mannheim mal noch drehen können.

Das Dauer-Powerplay, wie man es alle heilige Jahre mal sieht, bereitete Spaß. Nahezu ohne Unterbrechung wurde das Stockholmer Tor belagert, die Schweden wiederum lauerten auf die Chance zum Fernschuss ins verlassene Münchner Gehäuse. Der gelang ihnen in der 44. Minute zum 2:0 (Östman), doch in der 46. Minute gab Jackson Fießinger den nächsten Wink. Die Fans riefen: „Nur noch sieben“ – Tore, die man brauchen würde. Sie nahmen es mit Humor. Djurgarden musste tatsächlich noch arbeiten – mit dem 3:0 (57.) war der Job erledigt.

Das Münchner Eishockey-Publikum hatte den Glauben an ein Wunder offensichtlich schon verloren gehabt nach dem 1:5 im Hinspiel. Nur 3450 kamen gestern Abend ans Oberwiesenfeld, eine Runde zuvor gegen die Nobodies von Yunost Minsk waren es über 4000 gewesen.

Wie hätte das Spiel laufen müssen, um wundervoll zu enden? Die Idealvorstellung ist die frühe Führung und ihr zeitiger Ausbau. Und dass Energie vom Eis ausgeht, die auf den Rängen spürbar wird und die Fans animiert und diese wiederum ihre Spieler über die Grenzen treiben. Soweit die Vision. Die Realität war: zwei Drittel lang gedämpfte Stimmung.

Der EHC bemühte sich, das zu finden, was Eishockey-Wissenschaftler das Momentum nennen. Es können kleine Aktionen sein, die einen ins Spiel bringen: ein guter Forecheck, bei dem die Scheibe erkämpft wird, ein hingebungsvoll absolviertes Unterzahlspiel, ein Check, der den Gegner von den Kufen lupft. Daryl Boyle, der Münchner Verteidiger, versuchte sich in der 14. Minute mal an solchen Kampfelementen, er jagte die Schweden in deren Zone die Bande entlang. Allerdings so, dass es in einem Foulspiel seinerseits endete und er auf die Strafbank musste.

Djurgarden Stockholm, der Rekordmeister seines Landes, spielte im typisch schwedischen Gelb, was schon eine Ansage war. Und das Team um den ehemaligen NHL-Haudegen Patrik Berglund ließ die Scheibe auch so laufen, wie man das von skandinavischen Cracks erwartet. Ihr Überzahlspiel war eine flüssige Bewegung, ein ständiges Kreisen und Passen, dem letztlich nur der effektive Abschluss fehlte – so er denn überhaupt angestrebt war. Djurgarden absolvierte ein Sicherheitsspiel auf hohem Niveau. Es gelang dem EHC in den ersten 40 Minuten nur selten, Druck aufzusetzen. Als er mit Jacksons Torwart-runter-Aktion anfing, war es zu spät.

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