München – Wenn Yannick Seidenberg ins Tor trifft, dann eigentlich mit Gewalt. Er holt mit seinem Stock an der blauen Linie aus, schlägt, wartet, jubelt. So hat das in der Vergangenheit immer wieder geklappt. An diesem Abend jedoch, 4,9 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung, musste Seidenberg, der Verteidiger des EHC München, den Puck im Straubinger Eisstadion aus ein paar Zentimetern nur behutsam über die Torlinie schieben. Er fiel danach auf die Knie, streckte seine Arme nach oben und freute sich über ein für ihn eher ungewöhnliches Tor in einem für ihn eher ungewöhnlichen Spiel.
Am Dienstag hat EHC München die Straubing Tigers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) 3:2 nach Verlängerung bezwungen. Es war bereits der 19. Sieg des Vizemeisters im 28. Spiel – und dazu einer, der ziemlich gut getan hat. Denn zum einen fiel dem EHC das Gewinnen in den letzten Wochen nicht mehr so leicht und zum anderen hätte Straubing, der kleine bayerische Rivale, mit einem Heimsieg in der Tabelle tatsächlich mit dem Ersten aus München gleichziehen können. Vor dem letzten Drittel führten die Tigers ja auch schon 2:0. Dann aber kam Seidenberg.
Es kommt nicht so oft vor, dass Seidenberg, 35, seine Mannschaft im Angriff rettet. In diesen schwierigen Wochen – viele Profis des EHC sind verletzt, einige zur U20-WM verreist – kann sie diese Hilfe gut gebrauchen. Zum 2:2 traf er mit Gewalt, zum 3:2 mit Gefühl. Und trotzdem sah er den Grund für den Sieg nicht bei sich, sondern beim Gegner. „Wir wissen, dass Straubing ein paar Spieler hat, die Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten“, sagte er zu „Magentasport“. Tatsächlich leisteten sich die Straubinger 24 Strafminuten (München nur zwölf), weshalb der Tigers-Kapitän Sandro Schönberger hinterher auch sagte: „Wir haben einfach wegen Dummheit verloren.“ cfm