„Es ist eine unfassbare Wut in mir“

von Redaktion

Nach dem 0:5 gegen Mainz drohen in Bremen Konsequenzen – nicht für den Trainer

Bremen – Noch gibt es diese Bilder am Weserstadion nicht: Auf dem Parkplatz gegenüber dem Profitrakt steigt Florian Kohfeldt in seinen Dienstwagen, versteckt sich hinter der getönten Scheibe und braust davon. Vorerst geht die Szenerie weiter so wie gestern Morgen, als der Trainer von Werder Bremen seine Spieler wieder auf den Platz führte. Genauso wie es der 37-Jährige nach der 0:5-Demontage gegen Mainz 05 angekündigt hatte. Obgleich extrem konsterniert, hatte er sehr genau zugehört, was am Zaun der Ostkurve die Fans ihm zugerufen hätten: weitermachen, nicht weglaufen. Sein Versprechen: „Es ist eine unfassbare Wut in mir. Ich werde mit allem kämpfen, was ich habe. “

Geschäftsführer Frank Baumann verweigert sich den branchenüblichen Mechanismen. „Wir diskutieren hier nicht über, sondern mit dem Trainer. Florian ist davon überzeugt, dass er und wir gemeinsam mit der Mannschaft da rauskommen. Die Mannschaft ist gefordert, einiges an den Trainer zurückzugeben, an einen Trainer, der jeden vorangebracht hat.“

Wie das Kellerduell beim 1. FC Köln am Samstag den Umschwung bringen soll, erscheint unklar. Die Hanseaten taumelten wie betäubt über den Hybridrasen. Die Auflösungserscheinungen wirken krass. Wie geschockt er selbst war, verriet diese Aussage: „Heute muss man über die reden, die auf dem Platz standen. Heute hätte es eigentlich gar keinen Trainer gebraucht.“

Eine solche Anklage war die Kehrtwende um 180 Grad. Das Schutzschild wegzuziehen, ist indes überfällig, weil die Schönrednerei der sportlichen Leitung zu lange ein Teil der Problematik ergab. Eine in Einzelteile zerbröselte Mannschaft hat sich drei Offenbarungseide binnen zehn Tagen geleistet – 0:1 gegen den SC Paderborn, 1:6 beim FC Bayern, nun 0:5 gegen Mainz 05.

In Bremen steht mit 40 Gegentoren die Schießbude der Liga – Keeper Jiri Pavlenka gibt eine beinahe bedauernswerte Figur ab. Einiges erinnert bereits an die historisch schlechte Abstiegssaison 1979/80, in der Dieter Burdenski sogar 93 Mal hinter sich greifen musste. Vier Jahrzehnte später ist die Versetzung erneut gefährdet. Konsequenzen sind überfällig. Nur: So üppig ist das Angebot bei den U19-Junioren und der U23 nicht, dass hungrige Talente schlappe Profis ersetzen, wie es Kollege Markus Gisdol in Köln vormacht.

Dass es am Samstag zum Hinrundenkehraus am Rhein um Grundsätzliches für die Grün-Weißen geht, steht fest. Bode öffnete die Tür bereits einen winzigen Spalt: „Ich würde es immer noch so beschreiben, dass wir mit dem Trainer da rauskommen.“

Wird dieser Glaube nicht wenigstens hauchzart vor Weihnachten unterfüttert, könnte der Kontrollchef für eine Vereinsikone plädieren, die inzwischen als Technischer Direktor angestellt ist: Thomas Schaaf. Man sollte sich nur vergegenwärtigen, dass dessen Rettermission bei Hannover 96 vor vier Jahren mit einer miserablen Rückrunde schnurstracks in den Abstieg mündete.

FRANK HELLMANN

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