Bad Sulza – Leichenteile und ein in Formalin eingelegtes Gehirn hat Jupp Kapellmann schon mal ins Trainingslager des FC Bayern München mitgenommen. Ein gewöhnlicher Profi war der Mittelfeldspieler nie. Damals in den 70ern hatte Kapellmann aber gute Gründe für seine anatomische Nachhilfe. Der frühere Nationalspieler und angehende Arzt wollte seinem damaligen Teamkollegen Sepp Maier das menschliche Gehirn erklären. „Da ist bei dir das Zentrum lokalisiert, weshalb du soviel Spaß machst“, habe Kapellmann dem Torwart-Blödel erläutert.
Die Medizin war für den Vater von sieben Kindern, der am Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, immer ganz wichtig. Denn seine Eltern hielten den Fußball für „so eine wacklige Geschichte“, da sei ein Studium schon sinnvoll gewesen. Kapellmanns Bedingung für den Wechsel 1973 vom 1. FC Köln zum FC Bayern war dann auch ein Studienplatz an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Trainer zu sein, hat eine pädagogische Seite. Diese erstreckt sich bis auf das Private“, sagte der ehemalige Bayern-Coach Dettmar Cramer einmal. Bei Kapellmann kamen diese Worte an. „Dettmar Cramer hatte ein Interesse daran, dass auch ein Verrückter im Team war, dass es in der Kabine nicht nur um Weiber und Bankkonten ging“, sagte Kapellmann über seinen früheren Trainer. Kurz vor seinem Karriereende wechselte Kapellmann zum TSV 1860 München und führte die Löwen in der Bundesliga als Kapitän aufs Feld. Eine schwere Knieverletzung zwang ihn 1981 zum Rücktritt.
Aktuell ist der gebürtige Nordrhein-Westfale in einem Klinikzentrum in der Rehamedizin angestellt. dpa