München – Alexander Meier genießt Weihnachten heuer in der Sonne. Der ehemalige Frankfurter Torjäger steht inzwischen in Sydney unter Vertrag und lässt seine Karriere gemütlich ausklingen. Als Star wird der 36-Jährige Down Under nicht verehrt, das wurde er in der Bundesliga auch nur von den Eintracht-Fans. Schon etwas in Vergessenheit geraten ist, dass Meier vor gar nicht allzu langer Zeit sogar Torschützenkönig der deutschen Eliteklasse war. Im Spieljahr 2014/15 hatte er in 34 Partien den saisonalen Spitzenwert von 19 Toren erzielt. So viele hat Robert Lewandowski schon auf seinem Konto, ehe die Hinrunde für den FC Bayern morgen (15.30 Uhr) mit dem Spiel gegen Wolfsburg endet.
Lewandowski war damals, in seiner ersten Saison in München, der Zweite der Torjägerliste. Die Ausbeute von 17 Treffern war im Premierenjahr in Ordnung, ist heute aber eine, über die der polnische Überflieger nur lachen kann. Wer eine Halbserie gespielt hat, die von Rekorden gespickt war, hat längst andere Ziele. Mit seinem Treffer beim 3:1 in Freiburg – dem 221. in der Bundesliga – überflügelte er kurz vor dem Jahreswechsel noch seinen ehemaligen Trainer Jupp Heynckes als Dritter in der ewigen Torschützenliste. Und gelingt ihm zum Ausklang des Jahres gegen den VfL noch ein weiteres Törchen, geht er mit 20 Treffern in die Winterpause. Die Rechnung, die ihn dann ab Januar begleiten wird, ist klar: 20 plus 20 ist 40. Gerd Müllers Bestmarke aus der Saison 1971/72 ist in Gefahr.
Lewandowski hält es auch heuer wie gehabt. Über Bestmarken spricht er erst, wenn sie kurz bevorstehen. Immerhin Hasan Salihamidzic attestierte dem 31-Jährigen in Freiburg „eine Hinrunde, die unglaublich war“. Der Sportdirektor lobte die Art, „wie er spielt, wie er trifft, wie er arbeitet, sich als Leader zeigt jeden Tag im Training“ und nannte Lewandowski „einen Vollprofi“. Er sei „unglaublich glücklich, dass er für uns spielt“ und schickte noch den wichtigsten Satz hinterher: „Für mich ist er der beste Stürmer der Welt.“
Die Zahlen geben „Brazzo“ recht. 30 Pflichtspieltore in der Hinrunde, er blickt man aber auf das Kalenderjahr 2019, ist Lewandowskis Statistik noch beeindruckender. Im Vergleich der europäischen Top-5-Ligen steht der Bayern-Knipser mit 48 Treffern ganz oben, das heißt: vor Lionel Messi (44), vor Kilian Mbappé (37) – und ganz weit vor Cristiano Ronaldo (24).
Dass sich Lewandowski im sechsten Jahr bei Bayern in der Form seines Lebens befindet, steht außer Frage. Die Liga hatte er mit 16 Toren in den ersten elf Spielen nahezu überrumpelt. Gerd Müller übrigens hatte nach der Hinrunde seiner Rekordsaison erst 17 Tore geschossen. Lewandowski geht also mit einem kleinen Vorteil in die Rückrunde. Dass er sich zudem – wie Hansi Flick am Freitag bekannt gab – direkt nach dem Wolfsburg-Spiel einem nötigen OP-Eingriff an der Leiste unterziehen wird, ist kein Zufall. Lewandowski, der zehn bis 14 Tage pausieren muss, will keine Zeit verlieren.
Wolfsburg als Jahresabschluss passt nun noch bestens in den Kram. Seit 2011 hat Lewandowski 21 Mal gegen die Wölfe getroffen, unvergessen sein Fünferpack 2015. Da konnte auch der amtierende Torschützenkönig Alex Meier nur staunen.