München – Die mutmaßlichen Manipulationen des Dopingnetzwerkes um den Erfurter Sportmediziner Mark S. fanden offenbar auch auf der größtmöglichen sportlichen Bühne statt. „Wir haben praktisch jegliche Art an hochkarätigen sportlichen Wettbewerben und Veranstaltungen ermittelt. Es geht von Olympischen Spielen über Welt- und Europameisterschaften bis zu nationalen Meisterschaften“, sagte Kai Gräber, Chefermittler der Schwerpunktstaatsanwaltschaft in München, am Freitag. Insbesondere im Radsport sei, so Gräber, „praktisch jegliches Großereignis“ betroffen: „Tour de France, Giro d’Italia, Tour de Suisse, andere Radrundfahrten in verschiedenen Ländern.“
Am Donnerstag hatte die Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft bekannt gegeben, dass sie im Rahmen der sogenannten Operation Aderlass Anklage gegen Mark S. und vier Helfer erhoben hat. Allen wird eine gewerbsmäßige und teilweise bandenmäßige Anwendung verbotener Dopingmethoden oder Beihilfe dazu vorgeworfen. Insgesamt sollen 23 Sportler aus acht europäischen Ländern beteiligt gewesen sein.
„Ich habe noch keinen vergleichbaren Fall gesehen. Das ist eine große Geschichte, die nicht mit anderen Fällen verglichen werden kann“, sagte Gräber. Es sei bei den Manipulationen „planmäßig“ vorgegangen worden. „Man hat sich vor der Saison mit dem jeweiligen Sportler zusammengesetzt, hat den Rennplan studiert, um dann zu sehen, wie man den ,Behandlungsplan’ darauf abstimmt.“ Öffentlich geworden war die Affäre durch die Razzia bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld im Februar. sid