Alta Badia – Erst hat Alexander Schmid nicht mehr damit gerechnet, überhaupt noch ein zweites Mal auf der Gran Risa an den Start gehen zu können, dann nutzte er die unverhoffte Chance zu einer Aufholjagd. Der Allgäuer schob sich beim Weltcup-Riesenslalom in Alta Badia im Finale auch dank früher Startnummer auf der immer schlechter werdenden Piste vom 29. auf den 13. Platz – und rettete damit beim Sieg des Norwegers Henrik Kristoffersen die deutsche Bilanz. „Das war das Bestmögliche, was aus der Piste herauszuholen war“, sagte er.
Die deutsche Nummer eins im Riesenslalom, Stefan Luitz, war da schon längst zurück im Hotel. Er hatte als 31. den zweiten Durchgang verpasst und ging somit zum zweiten Mal in dieser Saison leer aus. Von einer Krise will Wolfgang Maier aber nicht sprechen. „Es ist ja nicht so, dass er gar kein Land gesehen hat“, so der deutsche Alpinchef und verwies auf die Zwischenzeit, „da war er dabei“.
Dass der Bolsterlanger schließlich nicht mit ein paar Zehntel Rückstand im Ziel ankam, sondern mehr als eineinhalb Sekunden langsamer war als der Führende, lag an einem schweren Fehler im unteren Teil. Luitz, 27, kam mit „einem Tick zu wenig Richtung über die Welle“, gab er zu, und schaffte nur mit Mühe das nächste Tor. „Das darf natürlich nicht passieren“, weiß er. Zumal Luitz ja jahrelang der Spezialist war für Missgeschicke oder „Ausritte, die etwas unglücklich ausgehen“, wie Maier sagt. Und die ihn vor allem immer wieder um Spitzenresultate gebracht hatten.
Für Cheftrainer Christian Schwaiger hat die aktuelle Situation von Luitz aber nichts mit einem Rückfall in alte Zeiten zu tun. „Ich glaube, dass er zu viel von sich erwartet.“ Schon beim Auftakt, als er hoffte, auf Anhieb die sportliche Lücke, die der zurückgetretene Felix Neureuther in der deutschen Technik-Mannschaft hinterließ, füllen zu können. Er landete in Sölden auf den für ihn nicht zufriedenstellenden 16. Platz. Anschließend schied er in Beaver Creek aus – und nun der Patzer auf der Gran Risa. Und wenn man in paar Mal weit entfernt ist von den eigenen Erwartungen, dann, weiß Schwaiger, „schwindet das Selbstvertrauen“.
Außerdem muss Luitz die letzte Saison noch verarbeiten, die einer der schwierigsten in seiner Karriere war mit dem Wirbel um seinen Sieg in Beaver Creek, der anschließenden Aberkennung wegen der damals beim Ski-Weltverband, aber nicht von der WADA verbotenen Sauerstoffzufuhr und die juristische Kampf um den Erfolg, den er zwar gewann, aber da war der Winter schon gelaufen. Kurz vor der WM zog er sich eine Schulterblessur zu, bei den Titelkämpfen in Are einen Innenbandriss. Das alles, findet der Cheftrainer, „trägt nicht dazu bei, dass Ruhe ins System reinkommt“. Er ist jedoch sicher, „es ist nur eine Frage der Zeit, bis es passt.“.
Womöglich hilft Luitz, dass Schmid, 25, aufsteigende Form zeigt und so ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der 13. Platz in Alta Badia war das drittbeste Weltcup-Ergebnis für den 25-Jährigen. „Das steigert das Selbstbewusstsein“, sagt Schmid, der gerade eine sehr schwere Zeit hinter sich hat. Er war von einer Viruserkrankung gebremst worden, die erst spät als Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert worden war, aber mittlerweile ausgeheilt scheint. „Kraftmäßig“, sagte er, „stehe ich momentan sehr gut da.“ Und nun auch wieder mit einem Ergebnis. ELISABETH SCHLAMMERL