Hansi Flick bleibt bis mindestens Sommer 2020 Trainer beim FC Bayern – diese Nachricht überraschte nach den drei Bayern-Siegen im Weihnachtsendspurt nicht wirklich. Zwar reichte es nach der Übernahme von Hansi Flick nicht mehr zum Herbstmeister, aber vier Punkte Abstand auf Tabellenführer RB Leipzig sind in noch 17 ausstehenden Ligaspielen ein Rückstand, für den man kein Fernglas benötigt.
Ob und wie lange es mit dem ehemaligen Assistenten von Joachim Löw darüber hinaus weitergeht, berührt jedoch Bereiche, die mit schnöden Statistiken nicht zu definieren sind. Der FC Bayern muss sich in den nächsten Monaten fragen: Was für ein Verein wollen wir sein? Ein Verein, in dem die Spieler so mächtig sind, dass sich die sportliche Strategie ausschließlich nach ihren Befindlichkeiten richtet? Dann ist Hansi Flick die richtige Wahl. Er erinnert stark an Trainer-Typen wie Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld – freilich (noch) ohne deren sportlichen Erfolge. Hitzfeld und Heynckes waren perfekte Moderatoren für den diplomatischen Dienst an der Säbener Straße. Sie sahen ihre Hauptaufgabe darin, den teuren Kader bei Laune zu halten. Allerdings ist dieser Weg mit Carlo Ancelotti vor nicht allzu langer Zeit einmal schief gegangen. Wobei man dieses Malheur auch auf die Deutschprobleme des Italieners schieben kann.
Die braven Moderatoren-Trainer haben noch ein weiteres Manko: Sie sind aus der Mode geraten. Auf dem europäischen Markt sind Typen en vogue, die ihre Philosophie über einen Verein stülpen und danach ihren Kader planen. So wie Jürgen Klopp in Liverpool. Ihrem Weg muss das gesamte Konstrukt folgen.
Zeiten, in denen sich formschwache Stars in der Vorstandsetage – oder am Tegernsee – ausheulen, wären mit so einer Wahl jedoch vorbei. In diesem Jahrzehnt wechselte der Rekordmeister zwischen den Ansätzen: Den „Moderatoren“ standen mit Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal oder Pep Guardiola Trainer mit starkem Prägungsanspruch gegenüber. Niko Kovac agierte irgendwo dazwischen und zündetete wohl auch deshalb nicht wie erhofft. Sportlich fuhren die Moderatoren mehr Titel ein – eine entscheidende Währung beim Rekordmeister. Mit Hansi Flick scheint die neue Führung, auch ohne Uli Hoeneß, auf Altbewährtes zu setzen. Die Stars werden es zufrieden zur Kenntnis nehmen.
Daníel.Mueksch@ovb.net