München – Als Maxi Kastner, der Eishockeystürmer des EHC München, auf seinen Schlittschuhen durch die Olympia-Eishalle gefahren ist, dürfte er sich schon ein wenig gewundert haben. Neben ihm skateten gestern Abend auf einmal Andrew Bodnarchuk und Luca Zitterbart, zwei Spieler, die zwar für denselben Club spielen wie er, in seiner Angriffsreihe jedoch eigentlich nichts zu suchen haben. Es kommt vor, dass ihr Trainer die Formationen im Sturm umstellt, aber wie gestern macht er das normal nicht. Zitterbart und Bodnarchuk sind Verteidiger.
Dem EHC München gehen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gerade die Stürmer aus. Und weil gestern Abend auch noch die Kanadier Mark Voakes und Justin Shugg ausfielen (letzterer wurde ja neulich erst in der Not nachverpflichtet), fehlten dem EHC insgesamt neun Stammstürmer. Das hinderte den Tabellenführer aber nicht, Tore zu schießen – und zu gewinnen. Mit 5:4 (1:2, 2:1, 1:0) n.V. besiegte München den ERC Ingolstadt und ist wieder dabei, der Konkurrenz zu enteilen. Die Verfolger Straubing und Mannheim verloren.
Wenn die eigenen Stürmer fehlen, dann müssen eben die Gegenspieler ein bisschen mithelfen. So war es gestern der Fall. Vor dem 1:0 von Trevor Parkes passte ihm Ingolstadts Jerry D’Amigo den Puck wenige Meter vor dem Tor einfach in den Schläger, der Rest war leicht. Vor dem 2:2 von Patrick Hager passierte Sean Sullivan ähnliches. Sein Abwehrversuch landete bei Philip Gogulla, der clever weiterleitete zu Hager, der elegant mit der Rückhand traf. Diese Treffer fielen in der 7. und 29. Minute. Zwischenzeitlich hatte Ingolstadt das Spiel dank Top-Scorer Wayne Simpson und Tor-Debütant Simon Schütz (erster DEL-Treffer im 64. Spiel) gedreht.
Die Szene, die das Spiel veränderte, folgte in der 29. Minute. Der Münchner Aushilfsstürmer Bodnarchuk checkte Simon Schütz hart und spät, weshalb sich der Ingolstädter Colton Jobke auf ihn stürzte. Sie prügelten sich heftig, bis die Schiedsrichter sie trennten – und Strafen verteilten. 16 Minuten für Jobke, gleich 39 für Bodnarchuk. Er erhielt für den Check gegen Schütz auch eine Spieldauerstrafe und durfte nicht mehr mitspielen. Danach wurde das Duell aggressiver, am Ende sammelten beide Teams zusammen 69 Strafminuten. Und dem EHC fehlte der nächste Stürmer, der ja keiner war.
Am Toreschießen hinderte das die Münchner aber nicht. In der langen Überzahl durch die Bodnarchuk-Strafe war Ingolstadt durch den hervorragenden Simpson in Führung gegangen (34.), aber nur vier Minuten später schoss Jason Jaffray das 3:3. Und dann, in der 43. Minute, spielte Konrad Abeltshauser den jungen Bastian Eckl frei, der in seinem erst elften DEL-Spiel den erfahrenen Torhüter Patrick Reimer unter Druck überlistete. Er drehte vor dem Tor links ab, schob den Puck mit dem Schläger aber rechts vorbei. Ein famoses erstes Liga-Tor.
Für den Sieg reichte es aber nicht, weil Maurice Edwards mit einem Distanzschuss zum 4:4 traf (53.). Verlängerung also. Und irgendwie passte es, dass es zur ganzen Geschichte des Spiels, dass der Münchner Konrad Abeltshauser mit einem herrlichen Schuss den Sieg sicherte. Abeltshauser ist übrigens ein Verteidiger.