Kleiner Rückschlag

von Redaktion

Rang 14 – Rebensburg kämpft um ihre Topform im Riesenslalom

Lienz – Es hat nicht lange gedauert, bis sich Viktoria Rebensburg gefasst hatte. Halbwegs jedenfalls. Eine Viertelstunde nachdem sie das für sie letzte Weltcup-Rennen dieses Jahres beendet hatte, konnte sie schon wieder lächeln. Mit einem guten Gefühl verließ sie Lienz dennoch nicht. „Das war nicht wirklich mein Tag“, gab die Kreutherin zu.

Platz 14 mit 3,38 Sekunden Rückstand auf Siegerin Mikaela Shiffrin aus den USA im vierten Riesenslalom des alpinen Winters, das entspricht nicht Rebensburgs Vorstellungen. Ihr Anspruch ist es, stets auf dem Siegerpodest zu stehen, und das ist ihr in dieser Saison bislang noch kein einziges Mal gelungen.

Zwar hatte die Formkurve zuletzt nach oben gezeigt, aber die Vorstellung in Lienz passte zu Rebensburgs bisherigen Auftritten in ihrer Lieblingsdisziplin in diesem Winter. Nach den Plätzen 13 in Sölden und sieben in Killington verpasste sie in Courchevel als Vierte nur knapp das Podium. Das gewohnt gute Gefühl im Riesenslalom schien zurück zu sein, nachdem „ein bisschen was am Setup“, an der Abstimmung zwischen Ski, Bindungsplatte und Skischuh, erzählte Rebensburg, verändert worden war. „Seitdem läuft es super“ – im Training. Denn das Rennen am Lienzer Schlossberg war ein kleiner Rückschlag. Im ersten Durchgang verpatzte sie einen Übergang, wurde an der Welle ausgehoben und blieb nur mit Mühe im Kurs, im zweiten Lauf habe sie im Mittelteil „ein bisschen rumgemurkst“ und deshalb, konstatierte sie, „nicht so richtig das Gefühl und den Rhythmus gefunden“.

Sie ist es nicht gewohnt, in ihrer Paradedisziplin im zweiten Durchgang so früh an den Start gehen zu müssen wie am Samstag – als 19. des ersten Laufes war sie weit vor den Favoritinnen an der Reihe, packte unten im Ziel bereits ihre Sachen und zog Bilanz, als die Besten noch oben standen. „Heute haben ein paar Kleinigkeiten nicht gepasst“, sagte die 30-Jährige, „aber ich weiß trotzdem, dass ich es draufhabe.“

Aber eben nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit früherer Zeiten, wie auch Cheftrainer Jürgen Graller erkennt. Das liegt für ihn zum einen an der größer gewordenen Konkurrenz. Früher seien maximal sechs Läuferinnen für den Sieg infrage gekommen, jetzt fast doppelt so viele. „Die jungen Wilden werden mittlerweile ganz schön frech“, so der Österreicher. Athletinnen wie die Neuseeländerin Alice Robinson, Siegerin von Sölden, Mina Fürst Holtmann (Norwegen), Zweite von Courchevel, die Italienerin Marta Bassino, Erste in Killington oder Katharina Liensberger (Österreich), die in Lienz als Dritte zum ersten Mal unter die besten Drei kam, haben aufgeschlossen zu den Etablierten, zu denen neben Rebensburg und Shiffrin die zweifache Weltmeisterin Tessa Worley (Frankreich) und Bassinos Teamkollegin Federica Brignone gehören.

Zum anderen verliere man etwas von der Unbekümmertheit, wenn man sich im Schlussabschnitt der Karriere befinde, weiß Graller. Man werde „weiser und ruhiger“, diese Routine helfe dann aber womöglich in den schnellen Disziplinen. Tatsächlich scheint Rebensburg in Super-G und Abfahrt im Moment gefestigter zu sein. „Da fährt sie frei von der Leber weg“, findet der Cheftrainer – und erwarte nicht so viel wie bei „ihrem Steckenpferd“. Im Riesenslalom auf einem Topniveau zu bleiben, da ist sich der Cheftrainer sicher, bedeute für Rebensburg in Zukunft „brutal viel Arbeit“, wohl mehr als bisher.

Die Olympiasiegerin von 2010 verschwendet aber keinen Gedanken daran, den Fokus Richtung Abfahrt und Super-G zu verschieben in den letzten Jahren ihrer Karriere. „Der Riesenslalom ist meine Basis, wenn die mal nicht mehr da ist, gibt es mich auch nicht mehr“. Im Ski-Weltcup, meint sie. Rebensburg will beweisen, dass sie noch immer zu den Besten gehört. Und das nicht nur gelegentlich, sondern konstant.  es

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