Am Ende mussten sich die schwer geschlagenen Basketballer des FC Bayern auch noch den Spott des Publikums gefallen lassen. Paul Zipser wurde für ein Dunking höhnisch beklatscht, die 17 000 Zuschauer in der Belgrader Stark Arena sangen ironisch „Auf Wiedersehen“. Und das war irgendwie noch ziemlich nachsichtig für einen weiteren Münchner Auftritt, der nur ein Wort verdient: beschämend. Zur Erinnerung: Die Bayern waren angetreten, um in der Euroleague ein gewichtiges Wort im Rennen um die Playoff-Plätze mitzusprechen. Zur Saison-Halbzeit liegen sie davon schon erklecklich weit entfernt. Wobei es gar nicht die bislang elf Niederlagen alleine sind, die nachdenklich stimmen. Das Ausmaß der Unterlegenheit muss alarmieren. Zehnmal verlor der Deutsche Meister mit mindestens zehn, sechsmal mit mehr als 20 Punkten. Das sind ziemlich verstörende Zahlen für einen Verein mit den Ansprüchen eines FC Bayern. Für einen Verein, der 2022 als europäisches Schwergewicht und Euroleague-Vollmitglied in sein neues Luxusquartier SAP Garden einziehen will. Dass man national ungeschlagen ist, ist eher ein Zeichen der Schwäche der Bundesliga als Qualitätsmerkmal.
Und man muss sich schon fragen: Was ist passiert seit dem vielversprechenden Auftakt mit Siegen gegen Mailand und Madrid? Klar: Die Serie an Verletzungen hat den Bayern sicher nicht geholfen. Der als Regisseur eingeplante T.J. Bray etwa hat noch nicht ein einziges Mal ins Geschehen eingreifen können. Doch das deckte nur auf, dass sich die Münchner Kaderplaner ausgerechnet auf der Schlüsselposition schwer verrechnet haben. Der US-Amerikaner DeMarcus Nelson ist weit davon entfernt, der Taktgeber zu sein, den die Bayern in den letzten Spielzeiten im filigranen Serben Stefan Jovic hatten. Maodo Lo ist als Einzelkämpfer überfordert, für den jungen Italiener Diego Flaccadori kommt die zentrale Rolle gegen Europas Beste noch zu früh. Ergebnis: Jenes kreative Vakuum, das ein erschütterndes Merkmal dieser ersten Saisonhälfte ist.
Hinzu kommt, dass es Trainer Dejan Radonjic bislang nicht verstanden hat, eine funktionierende Einheit zu formen, die auf der europäischen Bühne zumindest verbissen um ihre Chance kämpft. Wenigstens das kann man auch bei noch so großer spielerischer Unterlegenheit erwarten.
patrick.reichelt@ovb.net