München – Wer kommt? Wer geht? Wenn im Januar das Transferfenster öffnet, brodelt die Gerüchteküche. Vom Neujahrstag bis zum 31. Januar (18 Uhr) können die Bundesligaclubs Spieler kaufen und verkaufen. Wie so ein Wechsel hinter den Kulissen abläuft, wissen die wenigsten. Unsere Zeitung erklärt die Onlineplattform, die die deutschen Erst- und Zweitligisten nutzen müssen.
Das System der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt TOR. Hinter dieser Abkürzung versteckt sich der Begriff Transfer-Online-Registrierungssystem. Die Plattform wurde nach einer Testphase zur Saison 2015/2016 eingeführt. Die Zeiten von Fax, Brief oder E-Mail sind seitdem Geschichte. Heute arbeiten die deutschen Clubs und die DFL papierlos, zudem deutlich schneller als in grauer Vorzeit.
Aber der Reihe nach: Sind sich die beiden Vereine und der Spieler über einen Wechsel einig geworden, meldet sich der aufnehmende Club auf der Plattform TOR an. Dort steht eine Eingabemaske bereit, die mit Informationen und Dokumenten zum anstehenden Transfer gefüttert werden muss. Zu den wichtigsten Unterlagen gehören der Arbeitsvertrag, ein Nachweis der Sporttauglichkeit (Medizincheck) und natürlich die Transfervereinbarung an sich.
Während ein Vereinsmitarbeiter die Felder in der Eingabemaske füllt, gibt das TOR Rückmeldung, welche Dokumente und Angaben noch fehlen. Trifft bei der DFL ein unvollständiger Antrag ein, meldet sich ein Liga-Verantwortlicher beim aufnehmenden Club. Auch wenn alle Informationen vorliegen, überprüft die Direktion Sport & Nachwuchs diese. Anschließend erteilt die DFL entweder Grünes Licht für den Spielerwechsel oder hakt bei Unklarheiten noch mal nach.
Die Vorteile für die Clubs liegen auf der Hand: Es kann jederzeit nachvollzogen werden, in welchem Status sich die Transfer-Abwicklung befindet – TOR zeigt sogar einen Zeit-Countdown bis zum Ende des Transferfensters an. Pannen wie einst bei Kevin Großkreutz sind somit zumindest etwas unwahrscheinlicher. Im Sommer 2015 wollte der Weltmeister von Borussia Dortmund zu Galatasaray wechseln. Auf den eingereichten Verträgen fehlten allerdings die entscheidenden Unterschriften. Großkreutz verließ die Türkei ein halbes Jahr später ohne Einsatz in Richtung VfB Stuttgart. Bei internationalen Transfers wird übrigens die FIFA-Plattform TMS (Transfer Matching System) genutzt.
Und auch ein streikendes Fax-Gerät kann einen Transfer künftig nicht mehr platzen lassen. Eric Maxim Choupo-Moting, damals 23, entschied sich im Januar 2011 kurz vor knapp für einen Wechsel zum 1. FC Köln. Doch als der Angreifer zehn Minuten vor Ende der Wechselfrist den unterschriebenen Vertrag nach Köln faxen wollte, brach die Übertragung mittendrin ab. Auch ein weiterer Versuch blieb erfolglos – und Choupo-Moting Spieler des Hamburger SV.