München – Samstagnachmittag war bei den Basketballern des FC Bayern für eine zeitlang alles wie immer. Der deutsche Meister setzte sich mit 76:68 (37:33) bei Rasta Vechta durch. Sieg Nummer 14 im 14. Spiel – national marschieren die Bayern der Konkurrenz auf und davon. Doch nationaler Erfolg ist bei den Münchnern längst nicht genug. Seit gestern verdichten sich die Zeichen: Für Trainer Dejan Radonjic sind die Meriten in der BBL nicht genug – wie serbische Medien berichten, muss der Montenegriner gehen. Am Freitag im Euroleague-Duell mit ZSKA Moskau wird demnach der bisherige Assistent Oliver Kostic als Interimschef die Verantwortung tragen.
Der FC Bayern wollte sich am Sonntag zu den Meldungen nicht äußern. Der BBL-Primus machte am Wochenende nur den Abschied von Spielmacher DeMarcus Nelson offiziell. In der Clubmitteilung wurde die Person des US-Guards mit der Langzeitverletzung von Landsmann T.J. Bray verknüpft – letzterer kehrte nach seiner Fußblessur dieser Tage ins Teamtraining zurück. Bei Nelsons Verpflichtung Anfang September war von einem Kurzzeitengagement keine Rede gewesen („Die Basketballer des FC Bayern München haben für die kommende Saison US-Guard DeMarcus Nelson verpflichtet“). Einerlei, letztlich hat der Verein den US-Routinier vergleichsweise leichten Herzens wieder ziehen lassen. Denn die erhoffte Struktur hat der einstige NBA-Profo dem Münchner Spiel nicht geben können.
Das soll, ja das muss nun wohl Bray schaffen. Denn dass die Bayern in dieser Woche noch einmal nachrüsten ist unwahrscheinlich – in der Euroleague sind Nachkäufe nur bis zum Beginn der Rückrunde am Freitag gegen Titelverteidiger ZSKA Moskau möglich. Womit also Bray die Hoffnung auf bessere Zeiten in der Königsklasse schultern muss. Keine leichte Aufgabe für den Seitenwechsler aus Vechta, der sich in seiner Karriere noch nicht auf Europas größter Bühne versucht hat.
Radonjic Sturz kommt trotz der nationalen Siegesserie nicht überraschend. Denn anders als in der BBL blieben die Bayern auf internationalem Parkett weit hinter den Erwartungen zurück, Elf Niederlagen musste man in der Euroleague-Vorrunde hinnehmen. Und schockierend blieb das Ausmaß der sportlichen Unterlegenheit. Die sich zuletzt auch immer mehr in Zahlen ausdrückte: gegen Zalgiris Kaunas (73:98) und bei Roter Stern Belgrad (63:93) geriet man fürchterlich unter die Räder.
Radonjic verstand es nicht, aus dem, auch bei allen Verletzungsproblemen hoch veranlagten Ensemble eine funktionierende Einheit zu zimmern. Teure Neuzugänge wie der Franzose Mathias Lessort blieben bis zuletzt meist Fremdkörper.
Interessante Parallele: Auch Vorgänger Aleksandar Djordjevic war im April 2018 Misserfolg in Europa zum Verhängnis geworden. Im Halbfinale des Eurocups blieben die Bayern an Darüssafaka Istanbul hängen – kurze Zeit später musste der Serbe trotz des Pokalsiegs seinen Posten bei den Bayern räumen. Wenig später wurde er von Dejan Radonjic ersetzt. Der 49-Jährige führte die Münchner zwar zweimal in Folge zur Deutschen Meisterschaft. Gänzlich unumstritten war er nur selten.