Kleine Fehler, große Wirkung

von Redaktion

EHC München geht gegen Grizzlys drei Mal in Führung – und verliert 4:5 n. P.

VON ARMIN GIBIS

München – Er hätte zur tragischen Figur dieser Partie werden können. Dreimal musste der Wolfsburger Marius Möchel auf die Strafbank, dreimal nutzte der EHC Red Bull München die Überzahl zu einem Torerfolg. Und auch sonst schien in der mit 6142 Zuschauern Halle einiges dafür zu sprechen, dass der Tabellenführer seinen ersten Sieg im neuen Jahr feiern würden. Dreimal lagen die Münchner in Führung (2:0, 3:2, 4:3), zum Drei-Punkte-Erfolgserlebnis fehlten nur noch 58 Sekunden. Doch am Ende musste sich der EHC doch noch geschlagen geben. Und zwar mit 4:5 (0:0, 3:2, 1:2, 0:1) nach Penaltyschießen. „Wir haben zu viele kleine Fehler gemacht, die Wolfsburg bestraft hat“, meinte Yannic Seidenberg.

Die Gäste zeigten sich aber nicht nur konsequent in der Chancenverwertung, sondern offenbarten auch erstaunliche Nehmerqualitäten. Nach dem Doppelschlag im Mitteldrittel zum 0:2 durch Trevor Parkes (auf feines Zuspiel von Jason Jaffray/24.) und Chris Bourque (27.), berappelten sich die Wolfsburger Stehaufmännchen postwendend. Wobei die Münchner Defensive reichlich unsortiert wirkte, als Anthony Rech (28.) auf 1:2 verküurzte. Ein Fernschuss von Wade Bergman (32.) sorgte für den Gleichstand, der durchaus den Spielanteilen entsprach. Denn die von Ex-EHC-Coach Pat Cortina dirigierten Wolfsburger leisteten von Beginn an zähen, höchst unangenehmen Widerstand. „Wir hätten sie früher unter Druck setzen müssen“, meinte Seidenberg.

So aber entwickelte sich eine völlig offene Partie, in der selbst dann keine Beruhigung auf EHC-Seite eingekehrte, als Parkes mit seinem 17. Saisontor (DEL-Spitzenwert) das 3:2 (37.) erzielte. Die Grizzlys muckten weiter auf und ließen sich auch nicht entmutigen, als nur 42 Sekunden nach Garret Festerlings Ausgleich zum 3:3 (55.) die Münchner erneut ihr Überzahlspiel in einen Treffer ummünzten; diesmal war Jaffray der zielsicher Schütze. „Wolfsburg hat eine sehr gute Mannschaft“, belobigte EHC-Coach Don Jackson.

Als sich Blake Parlett eine späte (etwas zweifelhafte) Zeitstrafe einhandelte, spielte Trainer Cortina auf Alles oder Nichts, ersetzte seinen Torhüter Felix Brückmann durch einen sechsten Feldspieler und erzwang in der Schlussminute das verdiente 4:4, das sich auch im Schussverhältniss (29:29) widerspiegelte.

Ebenso eng ging es schließlich im Penaltyschießen zu. Die jeweils ersten drei Auserwählten scheiterten, wobei der Münchner Mark Voakes mit einem krachenden Pfostenschuss einem Torerfolg am nächsten war. Für die Entscheidung zugunsten der Grizzlys sorgte der gebürtige Waldkraiburger Fabio Pfohl, der Torhüter Kevin Reich mit einem präzisen Schlenzer überwand. Pfohl meinte: „Wir hatten uns hier was vorgenommen – und immer an uns geglaubt.“ Das war unübersehbar.

Artikel 9 von 11