Zagreb – Felix Neureuther war kaum zu beruhigen, als sein designierter Nachfolger sich anschickte, um den Sieg mitzufahren. Dritter war Linus Straßer nach dem ersten Lauf am Bärenberg bei Zagreb gewesen, nur 0,18 Sekunden fehlten zu Rang eins, und auch die ersten Tore im Finallauf gelangen dem Münchner prächtig. Dann aber verirrte sich der Stock der lädierten rechten Hand kurz zwischen seine Beine, am Ende wurde es für Straßer (27) der siebte Rang. „Ah, das ärgert mich jetzt“, entfuhr es dem mitfiebernden Neureuther am ARD-Mikrofon.
Straßer dagegen war „super, super happy mit dem Ergebnis“ – und das völlig zu Recht: Er hat schon mal ein Weltcup-Rennen gewonnen, 2017 in Stockholm, doch ebenso wie bei seinen zwei dritten Plätzen im Januar 2018 handelte es sich dabei um ein Parallel-Rennen. In einem Weltcup-Slalom war Straßer dagegen erst einmal besser gewesen: Im Januar 2015 beim „Night Race“ in Schladming wurde er Fünfter. Deshalb betonte er jetzt: „Ich fand’s einfach nur geil. Ich glaube, das hat man auch beim Skifahren gesehen.“ In der Tat, das hatte man.
Vor vier Wochen war Straßer mit Startnummer 42 bereits auf Rang acht gefahren, da waren sie im Deutschen Skiverband (DSV) noch gespannt, ob das wieder mal ein seltener Lichtblick ihres Hochbegabten bleiben würde. Danach musste Straßer zunächst mal wegen eines Kahnbeinbruchs in der rechten Hand pausieren. Das Comeback nach nur zwei Tagen Training allerdings verlief dann trotz der vergebenen Sieg- und Podestchance verheißungsvoll. „Das war schon eine Nummer“, lobte Alpinchef Wolfgang Maier, betonte aber auch: „So kennen wir ihn seit Jahren.“
Tatsächlich galt der talentierte Straßer, der einst in Kitzbühel das Skifahren erlernte, bereits seit jenem fünften Rang in Schladming vor nun fast fünf Jahren als potenzieller Nachfolger von Neureuther. Doch beim Versuch, seinem Vorbild nachzueifern, stand sich der Masnn vom TSV 1860 allzu oft selbst im Weg. Straßer wollte fast zwanghaft den Stil von Neureuther kopieren, doch er übersah dabei, dass dies schon allein aufgrund der körperlichen Voraussetzungen nicht umsetzbar war. Das Nachahmen ging so weit, dass Straßer manchmal auch noch wie Neureuther sprach.
Nun allerdings ist Neureuther allenfalls noch als Beobachter und unregelmäßig präsent. Prompt zeigte Straßer jetzt mit der hohen Startnummer 31 auch in Zagreb, „was sich das ganze Team von ihm erwartet“, wie Maier konstatierte, heißt: Dass er die Leistungen im Training, wo er selbst Läufer anderer Nationen mit seinen Zeiten verblüfft, jetzt auch im Rennen abruft. Was besonders auffällt: Straßer fährt nicht nur das, was er kann – er sieht zwischen den Toren auch nicht mehr aus wie eine Kopie von Neureuther.
„Ich bin gespannt, wie es weitergeht“, sagt Maier bei aller Freude mit der gebotenen Vorsicht. Morgen beim Slalom in Madonna di Campiglio wird es sich zeigen.
Bei den deutschen Frauen war es am Samstag nicht gut gelaufen. Christina Ackermann war nach ihrem enttäuschenden 19. Platz ratlos. „Ich wollte es besser machen, aber ich weiß nicht, woran es lag, warum ich nicht ans Limit gehen konnte“, sie. Lena Dürr, zuletzt starke Sechste in Lienz, landete lediglich auf dem 25. Rang. Jessica Hilzinger musste sich mit Rang 22 zufrieden geben. Der Sieg ging an die überragende Slowakin Petra Vlhova, die sich diesmal vor der Weltcup-Dominatorin Mikaela Shiffrin (USA) durchsetzte. dpa/sid