„Junge Leute sind nicht mehr bereit, ihr letztes Hemd zu geben“

von Redaktion

Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner sieht im Mangel an Biathlonnachwuchs auch ein gesellschaftliches Problem

München – Die deutschen Skijägerinnen haben in diesem Winter vor den Heim-Weltcups in Oberhof (9. bis 12. Januar) und Ruhpolding (15. bis 19. Januar) noch keinen einzigen Podestplatz ergattert – für Biathlon-Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner ist diese ernüchternde Momentaufnahme „vielleicht sogar ein strukturelles, vielleicht sogar ein gesellschaftliches Problem“.

„Vielleicht ist es viel schwieriger, gute Nachwuchsathleten zu bekommen, und das zeigt sich so langsam jetzt auch. Vielleicht ist die Motivation, Leistungssportler zu werden, heutzutage gar nicht mehr so da“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin. Als Kind, erinnerte sich die 32-Jährige, habe sie sich gesagt: „Ich möchte irgendwie Olympiasieger werden, ich möchte Leistungssportler werden. Ich stelle mein komplettes Leben hinten an und ordne das dem Leistungssport unter.“

In ihrer Biathlon-Karriere hat Neuner zwölf WM-Titel gewonnen, war zweimal Olympiasiegerin, holte dreimal den Gesamtweltcup und gewann 34 Weltcuprennen – im März 2012 beendete die Wallgauerin mit gerade einmal 25 Jahren ihre Sportkarriere. Und lebt, wie sie sagt, ihren, „Traum von der eigenen Familie“.

Ob es in Sachen Leistungssport genau so sei, wie sie vermute, könne sie aber nicht genau sagen: „Ich weiß es nicht, das kann vielleicht auch nur ein Sportwissenschaftler, jemand der sich jahrelang mit dieser ganzen Thematik auseinandergesetzt hat, abschließend beurteilen“, sagte Neuner. Für sie sei es „nur so ein Gefühl“.

Ein Gefühl, welche die Rekordweltmeisterin „nicht nur im Leistungssport, sondern auch in vielen Berufen und auch in der Gesellschaft“ beobachtet. „Die jungen Leute sind nicht mehr bereit, wirklich ihr letztes Hemd zu geben, um irgendwie beruflich erfolgreich zu sein. Manche schon“, erklärte Deutschlands Sportlerin der Jahre 2007, 2011 und 2012, „aber vielleicht nicht mehr so die Masse – und das, glaube ich, merken wir auch im Sport.“

dpa

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