München – Am Morgen danach ist die Sache dann doch offiziell geworden. Mit einer Pressemitteilung wurde Dejan Radonjic aus seinem Amt als Trainer der Basketballer des FC Bayern verabschiedet. Man habe die Lage rund um die Mannschaft immer wieder zusammen analysiert, wird Geschäftsführer Marko Pesic darin zitiert, dabei „sind wir jetzt zu dem Entschluss gekommen, einen neuen Impuls und Ansatz zu benötigen.“ Sehr viel Weiterführendes gab es zunächst nicht. Am Abend sprach Sportchef Daniele Baiesi im Klub-TV doch. „Du brauchst für eine Band nicht die besten Musiker, aber die Chemie muss stimmen“, erklärte der Italiener, „vor diesem Hintergrund glauben wir, dass unsere Entscheidung die richtige war.“
Das ist ziemlich interpretationsfähig. Fakt ist: Radonjic muss vorzeitig gehen – als vierter Bayern-Trainer seit dem Wiederaufstieg 2011 nach Dirk Bauermann, Yannis Christopolous und Aleksandar Djordjevic. Für ihn übernimmt fürs Erste der bisherige Assistent Oliver Kostic, der aus seinen Ambitionen auf Höheres nie einen Hehl gemacht hatte. Wie lange die Zwischenlösung mit dem 46-Jährigen Bestand hat, dürfte maßgeblich auch von den nächsten Ergebnissen abhängen. Wobei die Bayern nun dreimal in Folge in der Euroleague ranmüssen: Am Freitag gegen Titelverteidiger ZSKA Moskau, kommende Woche dann bei Panathinaikos Athen (Mittwoch) und Olympiakos Piräus (Freitag).
Wobei natürlich schon am Sonntag die ersten Spekulationen um mögliche Nachfolgekandidaten für Radonjic die Runde machten. So wurde unter anderem der Kroate Velimir Perasovic gehandelt, der zuletzt beim Euroleague-Konkurrenten Saski Baskonia unter Vertrag gestanden war. Ins Münchner „Beuteschema“ würde der 54-Jährige durchaus passen – auch wenn er anders als Radonjic nicht von der Berateragentur Beobasket vertreten wird, bei der sich der FC Bayern ja gerne bedient.
Auch wenn offizielle Erklärungen noch fehlen: Es ist leicht zu erraten, dass vor allem die desaströsen Auftritte in Europa Radonjic zum Verhängnis wurden. Wobei auch die Auftritte in der BBL, in der es der Montenegriner immerhin zweimal zum Meister brachte, bei weitem nicht so strahlend waren, wie es der 14:0-Start vermuten lässt. Die Gründe müssen tiefer liegen als in der heftigen Verletzungsserie, die die Bayern zeitweilig plagte.
Von größeren Verwerfungen zwischen dem bedingt kommunikativen Trainer und Mannschaft ist nichts bekannt. Einzig die wenigen freien Tage, die der nun offizielle Ex-Coach gewährte, sollen manch einem Profi sauer aufgestoßen sein. Zuletzt allerdings hatten auch eiinige Profis immer wieder leise Zweifel an einer Trendwende unter Radonjic durchklingen lassen. Nach der Niederlage gegen den FC Barcelona etwa äußerte sich der finnische Routinier Petteri Koponen zum schwächelnden Münchner Offensivspiel – in der Euroleague knackten die Bayern zuletzt Mitte November gegen Olympiakos Piräus die 80-Punkte-Marke. „Das Problem haben wir ja schon öfter gehabt. Ich bin schon ein Spieler, der immer Ideen hat“, sagte Koponen da, „aber Ideen sind die Sache des Trainers.“
Dass nationaler Erfolg beim FC Bayern längst nicht alles ist, musste zuvor ja schon Aleksandar Djordjevic erfahren, der im April 2018 als Pokalsieger und souveräner Tabellenführer gehen musste. Der serbischen Spielmacherlegende ist das Schicksal seines Nachfolgers in München natürlich nicht entgangen. „Ich bin nicht überrascht und ich freue mich auch nicht darüber. Im Gegenteil“, sagte er, „aber ich weiß, wie dieser Verein tickt.“
„Es überrascht mich nicht… ich weiß, wie der Verein tickt“