Doha – Schreibtischarbeit am zweiten Tag seiner Stippvisite: Oliver Kahn (50) verpasste gestern das Vormittagstraining, weil er als Vorstandsmitglied viele E-Mails beantworten und noch andere Bürotätigkeiten erledigen musste. Die geheime Einheit am Nachmittag verfolgte Kahn dann aber wieder an der Seite von Sportdirektor Hasan Salihamidzic (43), der sagte gestern über die Zusammenarbeit mit seinem künftigen Vorgesetzten: „Wir haben einen sehr guten Draht zueinander. Ich habe es schon häufiger gesagt: Wir haben im Trikot zusammen die Champions League gewonnen und wollen das auch im Anzug schaffen.“
Entscheidend für einen Gewinn der Königsklasse ist neben einer Spitzen-Mannschaft und etwas Losglück freilich auch der Cheftrainer an der Seitenlinie. Wer den Rekordmeister ab Sommer trainiert, steht immer noch nicht fest. Hansi Flick hat gute Chancen, wenn er eine erfolgreiche Rückrunde spielt. Trotzdem sind Namen, wie etwa der von Ajax-Trainer Erik ten Hag, immer noch Thema. Auch Thomas Tuchel bleibt ein Thema.
Welchen Trainertyp Kahn auf dieser Position bevorzugt, hat er nun im Klub-Magazin „51“ erläutert: „Ein Trainer braucht einen Plan, wie man einen Gegner bespielen kann. Zum anderen geht es darum, die Spieler auch menschlich abzuholen, sie zu stärken und ihre Potenziale zur Geltung zu bringen.“ Diese Beschreibung klingt nach einer Mischung aus Heynckes und Guardiola. Dass das Anforderungsprofil für einen Bayern-Trainer so komplex geworden ist, liegt für Kahn auch an der neuen Fußballer-Generation, die taktische Maßnahmen der Übungsleiter nicht mehr kommentarlos hinnimmt: „Die Spieler heute sind ganz anders aufgewachsen. Deswegen muss ein Trainer heute fachlich top sein, wenn er Spieler überzeugen will.“
Interessant ist auch, wie Vorstandsmitglied Kahn die heutige Spielergeneration beschreibt, besonders im Gegensatz zu seiner aktiven Zeit: „Sie ist selbstbewusst, fußballerisch hervorragend ausgebildet und geht größtenteils noch professioneller mit ihrem Beruf um, als das zu meiner Zeit der Fall war. Darüber hinaus werden die Spieler zusätzlich mit der digitalen Medienwelt konfrontiert. Sie müssen in schwierigen Phasen also nicht nur mit realen, sondern auch mit digitalen Shitstorms umgehen.“
Neben einem Trainer für die anspruchsvollen Spieler möchte Kahn auch Eigengewächse im Verein integrieren: „Diese Spieler braucht es mehr denn je. Spieler wie Alaba, Lahm, Schweinsteiger und natürlich Thomas Müller haben Epochen beim FC Bayern mitgeprägt und stehen für diesen Verein.“ bok