Apeldoorn – Louisa Lippmann ließ am freien Tag die Seele baumeln – und es sich schmecken. „Ich verbringe die Zeit mit Physio, Essen und rausgehen. Gut essen ist besonders wichtig“, sagte die Volleyball-Nationalspielerin. Nach den beiden anstrengenden Spielen bei der Olympia-Qualifikation im niederländischen Apeldoorn kam die kurze Pause Deutschlands Vorzeige-Angreiferin gelegen.
„Die Mischung aus Anspannung und Entspannung ist bei solchen Turnieren immer ein Thema“, so Lippmann, die mit ihrem Team in zwei intensiven Duellen erst die Türkei (3:1) und dann Belgien (3:1) bezwang und nun vorzeitig das Halbfinale in der Olympia-Qualifikation erreicht. Beim Achterturnier löst nur der Sieger das begehrte Tokio-Ticket.
Mittlerweile lastet die Verantwortung im Angriff nicht mehr allein auf Lippmanns Schultern. Sowohl die favorisierten Türkinnen als auch die aufopferungsvoll kämpfenden Belgierinnen mussten bereits leidvoll erfahren, dass die Deutschen mittlerweile auch auf der Außenposition hervorragend besetzt sind. Hanna Orthmann (21) erzielte in den ersten beiden Partien 48 Punkte. Nur Lippmann ist mit 52 besser, sie führt das Turnierranking an. „Wenn man sich die anderen Nationen anschaut, dann sieht man, dass die zweite Außenposition immer auch von einem Powerhitter besetzt ist, der dazu da ist, die Bälle totzumachen“, sagt Lippmann, die sich nun noch mehr auf ihre Führungsposition in der Mannschaft konzentrieren kann.
Sie motiviert, treibt an, tröstet, baut auf. Und geht immer noch voran, wenn es ein bisschen hakt. Die anderen folgen ihrem Beispiel, das Team wirkt gefestigt und findet auch in brenzligen Situationen Antworten – das war nicht immer so.
Für Lippmann sind die souveränen Auftritte in Apeldoorn Ergebnis eines langen Prozesses. „Wir haben aus solchen Spielen immer gelernt. Hier haben wir eine extrem fokussierte und disziplinierte Leistung aufs Feld gebracht.“ Den kommenden Aufgaben sieht die 25-Jährige daher selbstbewusst entgegen. Ihre erste Saison beim chinesischen Topklub Shanghai genoss Lippmann in vollen Zügen. Ihre Freizeit nutzte die Herforderin, um die Metropole zu entdecken. Sportlich profitierte Lippmann vom Zusammenspiel mit der US-Amerikanerin Jordan Larson.
In Apeldoorn steht heute das letzte Gruppenspiel gegen Kroatien (13.30 Uhr) auf dem Programm, dann fehlen noch zwei Siege zur Erfüllung des ganz großen Traums. „Egal, welche Situation sich vor uns auftut, wir sind bereit. Jede Spielerin packt alles rein, was sie hat“, sagt Lippmann: „Wir können das gemeinsam rocken.“ sid