München – In kritischen Situationen ist man ja schon für kleine Signale dankbar. Und so suchte auch Daniele Baiesi zu Wochenbeginn nicht allzu lange, um Anzeichen der Besserung bei seinen Basketballern zu finden. „Das Training war laut“, sagte der Sportdirektor des FC Bayern, „es war das erste laute Training, das ich hier gesehen habe.“
Aber die Frage ist ja auch: Was ist in der Kürze der Zeit möglich beim Deutschen Meister und Euroleague-Sorgenkind? Am Montag wurde Trainer Dejan Radonjic auf die Straße gesetzt. Schon heute soll es mit dessen bisherigem Assistenten Oliver Kostic aufwärtsgehen. Um 20.30 Uhr müssen die Bayern dann im heimischen Audi Dome gegen Euroleague-Titelverteidiger ZSKA Moskau ran. Der neue Mann des Vertrauens ahnt selbst, dass er dabei an nicht viel mehr wird ansetzen können als an Primärtugenden. „Aggressivität“ will er sehen, eben ein „Euroleague-Gesicht“. So ganz anders eben als bei den blutleeren Vorstellungen, die die Bayern in den vergangenen Wochen in Europa ablieferten.
Man kann nun darüber streiten, ob der Einstand mit den Partien gegen Moskau und in der kommenden Woche in Athen und Piräus nun besonders schwer oder besonders leicht ist. Der schon seit 2014 im Club beschäftigte Serbe hat so oder so nicht zweimal überlegen müssen, als sich ihm die Chance zu Wochenbeginn bot. Kostic hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihn anders etwa als den treuen „Co“ Emir Mutapcic nach Jahren als Nachwuchs-Coach über kurz oder lang wieder in die große Verantwortung zieht. In der darf er sich nun wohl mindestens bis Saisonende versuchen. Vielleicht aber auch länger, die Entwicklung wird es zeigen. „Wir suchen keinen Trainer“, betonte Baiesi.
Natürlich hat diese Geschichte, die Entscheidung für den bereits im System arbeitenden Coach, bemerkenswerte Parallelen zum Personalwechsel bei den Fußballern. Kostic selbst muss lachen, wenn er mit Hansi Flick verglichen wird: „Das habe ich in den letzten Tagen oft gehört.“
Wobei der Vertrauensvorschuss für den 46-Jährigen trotz fehlender Erfahrungen als Cheftrainer auf dem höchsten europäischen Niveau ein anderer zu sein scheint als in Flicks Fall. Man kennt seine Qualitäten ja auch. Und das nicht nur durch die Verdienste, die er sich in der Münchner Nachwuchsabteilung erwarb. Kostic hat in seiner Karriere unter anderem Svetislav Pesic, dessen Heimatstadt Pirot seine Geburtsstadt ist, an gleich mehreren Stationen (Rom, Moskau, Belgrad) als Assistent begleitet. In der Verantwortung allerdings ist der Mann, der auch der Trauzeuge von Pesic-Sohn und Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic ist, nur für kurze Zeit bei Zalgiris Kaunas und in Sofia gestanden.
Auch Baiesi, der sich selbst für das Tief mitverantwortlich machte („Ich habe definitiv Fehler gemacht“), ist von Kostic überzeugt. „Er ist loyal, engagiert und hochprofessionell“, sagte der Italiener, „mein Eindruck ist der beste.“ Zudem sei Kostic, der bestens Englisch und seit geraumer Zeit auch Deutsch spricht, ein kommunikativer Trainer. Was so formuliert den Rückschluss zulässt, dass es der entlassene Vorgänger nicht war. Kapitän Danilo Barthel immerhin merkte vorsichtig an: „Man hätte manchmal sicher mehr ins Detail gehen können.“