Schluss mit der heilen Welt

von Redaktion

Nach den Transferforderungen von Hansi Flick weist Salihamidzic den Bayern-Trainer zurecht

VON MANUEL BONKE

Doha – Die überraschend forsche Forderung nach Winter-Neuzugängen von Bayern-Cheftrainer Hansi Flick während des Katar-Trainingslagers sorgte auch im fernen München für ordentlich Gesprächsbedarf: Sowohl Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge als auch Präsident Herbert Hainer telefonierten nach Flicks öffentlichen Äußerungen mit Doha, um sich eine Einschätzung der Lage vor Ort zu verschaffen. Immerhin waren Januar-Transfers bereits Ende 2019 Thema zwischen den Klub-Bossen und dem Trainer. Schon damals lautete die eindeutige Ansage: Man werde versuchen, Flicks Wünsche zu erfüllen – aber nicht um jeden Preis.

Entsprechend klar äußerte sich Sportdirektor Hasan Salihamidzic gestern Mittag in Doha zu den Transfer-Wünschen seines Trainers, der mindestens an zwei Spieler für die defensive und offensive Außenbahn denkt. „Ich war überrascht über das mediale Betreiben der Kaderplanung“, sagte Salihamidzic eingangs, um den Trainer anschließend noch zu tadeln: „Davon bin ich kein Freund. Wir tauschen uns sowieso die ganze Zeit aus.“ Aber warum ging Flick mit seinen Transfer-Forderungen überhaupt an die Öffentlichkeit?

Ein mögliches Szenario: Ihm wurde intern bereits deutlich signalisiert, dass er im Winter keine neuen Spieler bekommen wird. Als letzte Möglichkeit, damit seine Personalwünsche doch noch erfüllt werden, versucht er via Medien den Druck auf die sportliche Leitung beim Rekordmeister zu erhöhen. Denn: Flick erweckt durch sein Verhalten sehr wohl den Eindruck, dass er gerne über den Sommer hinaus als Bayern-Cheftrainer arbeiten will und sich das auch zutraut. Eine Weiterbeschäftigung in München setzt allerdings eine sportlich erfolgreiche Rückrunde, mindestens mit dem Double, voraus.

Der Bayern-Coach hat anscheinend Angst, dass er gerade zu Beginn der Rückrunde Punkte im Kampf um die Meisterschaft liegen lässt und diesen Abstand am Ende nicht mehr aufholen kann. „Er spürt ja auch die Erwartungshaltung, die ein Cheftrainer beim FC Bayern hat“, zeigt Salihamidzic Verständnis, erklärte aber, dass „die Zukunft des FC Bayern nicht von einem Rechtsverteidiger abhängt“.

Zumal die Offensiv-Spieler Robert Lewandowski, Serge Gnabry und Kingsley Coman sowie Abwehrspieler Lucas Hernandez spätestens Anfang Februar wieder einsatzbereit seien. Dass es nach den öffentlichen Transfer-Diskussionen nun dauerhaft Ärger zwischen Sportdirektor und Trainer gibt, verneinte Salihamidzic: „Da gibt es keine Meinungsverschiedenheit, wir sind in ständigem Austausch. Wir prüfen die Optionen, die bekanntlich in dieser Transfer-Periode schwierig zu finden sind. Unsere Mannschaft zu verstärken, ist schwer. Die Top-Spieler werden in dieser Transfer-Periode von den Klubs nicht freigegeben. Wir prüfen alles.“

Was Brazzo gestern aber definitiv ausschloss, war ein vorgezogener Transfer von Leroy Sané im Januar.

Denn wenn Verstärkung kommt, soll sie dem Klub sofort helfen. Bei dem Angreifer von Manchester City wäre das nach seinem Kreuzbandriss nicht der Fall. „Ich bin während des Urlaubs auch die ganze Zeit am versuchen, was zu machen. Ich möchte natürlich auch dem Trainer helfen. Aber es ist nicht einfach. Das muss natürlich auch in den finanziellen Rahmen passen. Das Wichtigste ist aber am Ende des Tages, dass der Spieler Qualität hat“, so Salihamidzic.

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