Adelboden – Nach seinem furiosen Ritt durch den „Hexenkessel“ von Adelboden stieß Linus Straßer seine lädierte rechte Faust in die kalte Winterluft. 30 000 skiverrückte Schweizer jubelten dem Münchner bei seiner Aufholjagd am legendären „Chuenisbärgli“ zu, Straßer schrie mit einem langgezogenen „Yes!“ seine unbändige Freude heraus. Dabei wusste er da noch gar nicht, wie weit es für ihn beim Slalom-Klassiker von Adelboden noch nach vorne gehen würde.
Mit Laufbestzeit im Finale machte Straßer unglaubliche 18 Plätze gut, am Ende stand der starke sechste Rang. Nur eine halbe Sekunde fehlte zum von seinen Landsleuten frenetisch gefeierten Schweizer Sieger Daniel Yule. Besser war Straßer in einem Spezialslalom nur als Fünfter im Januar 2015 in Schladming. „Ich bin absolut zufrieden“, sagte der 27-jährige Münchner mit einem Lächeln, „es ist einfach nur geil, hier zu fahren, das ist unglaublich.“
Nach dem zu verhaltenen ersten Lauf auf Rang 24 habe er sich vorgenommen: „Jetzt muss ich ein Feuerwerk abbrennen.“ Das tat er – und wie! ARD-Experte Felix Neureuther war voll des Lobes für seinen früheren Zimmergenossen, den mancher schon als ewiges Talent abgeschrieben hatte: „Genial! Unten bist du endlich clever gefahren. Mit einer Ruhe, so wie man in Adelboden fahren muss.“ Die anderen sechs deutschen Starter verfehlten dagegen allesamt die Top 30. Dominik Stehle auf Rang 39 war der noch relativ Beste.
Straßer dagegen durfte sogar gute 20 Minuten auf dem roten Sitz des Führenden Platz nehmen. „Schön war’s“, sagte er und grinste verschmitzt. Vom Potenzial her, behauptete Neureuther, „kann er aufs Podium fahren. Aber es ist wichtig, dass er Schritt für Schritt macht, nicht alles auf einmal will.“ Daran war Straßer oft genug gescheitert.
In diese Saison startete er als Achter in Levi stark, dann brach er sich das Kahnbein in der rechten Hand. Dennoch meldete er sich als Siebter in Zagreb stark zurück. Mit Manschette an der Hand gelang ihm jetzt „genau der Lauf, den ich gesucht habe“. Und das, obwohl ihm wegen der Blessur Trainingstage fehlen. „So kann’s weitergehen“, sagte Straßer mit Blick auf die Klassiker in Wengen und Kitzbühel. sid