Nach dem frustrierenden Schlusspunkt seiner einmaligen Karriere in der Nationalmannschaft suchte Georg Grozer Trost bei seinen Töchtern. Leana und Doreen begleiteten ihren ernüchterten Papa nach dem schmerzhaften Aus in der Olympia-Qualifikation zurück in die Kabine. So kurz vor dem Sehnsuchtsziel Tokio wurde der Top-Star des deutschen Volleyballs ausgebremst und blieb nach der Finalniederlage von Berlin gegen hervorragende Franzosen fassungslos zurück. „Ich hätte ihm einen Abschied mit einer Medaille in Tokio gewünscht“, erklärte Kapitän Lukas Kampa nach dem 0:3. „Es ist hart, dass so eine Persönlichkeit geht“, sagte Außenangreifer Christian Fromm. „Es tut mir bloß so leid, dass es mit so einem Spiel enden muss.“
Der „Hammer-Schorsch“, wie Grozer aufgrund seiner Schlagkraft kumpelhaft und zugleich auch etwas ehrfürchtig genannt wurde, hatte schon weit vor dem Berliner Turnier seinen Abschied aus der Nationalmannschaft spätestens nach Tokio angekündigt. Dass es für den 35 Jahre alten Diagonalangreifer schon vor Tokio so weit ist, war vor allem für ihn selbst niederschmetternd.
„Danke, dass er so viele Bälle versenkt hat. Es war mir eine Ehre und eine Freude, ihn so lange begleiten zu dürfen, ihm so lange die Bälle zuspielen zu dürfen“, sagte Kampa über seinen Kumpel. „Er hat großen Anteil an den Medaillen und Erfolgen, die wir zusammen gefeiert haben.“ Kein anderer Spieler hat den deutschen Volleyball so geprägt wie Grozer. Sternstunden wie WM-Bronze 2014 (die zweite deutsche WM-Medaille überhaupt) und EM-Silber 2017 (die erste deutsche EM-Medaille überhaupt) wären ohne ihn nicht möglich gewesen. Grozer hinterlässt keine Lücke in der Nationalmannschaft – es ist ein Krater. dpa