Trondheim – Er hockte wie ein Häufchen Elend in den Katakomben der Spektrum Arena. Uwe Gensheimer, Kapitän der deutschen Handballer, vergrub den Kopf in beiden Händen und mochte kaum aufschauen. Die deutliche 26:33-Schlappe gegen Spanien setzte Gensheimer arg zu, wieder konnte der Anführer dem deutschen Spiel keine entscheidenden Impulse verleihen.
„Spanien war auf jeder Position besser“, stellte der Linksaußen ernüchtert fest: „Es ist jetzt nichts abgeschrieben, aber wir müssen schnell wieder die Köpfe hochkriegen, um in den nächsten Partien eine bessere Leistung zu zeigen.“
Gensheimer sprach von der gesamten Mannschaft – und meinte vor allem sich selbst. Die EM ist bislang so ganz und gar nicht sein Turnier. Nach der Roten Karte zum Auftakt gegen die Niederlande schmorte er gegen Spanien nach blasser erster Hälfte die komplette zweite Halbzeit auf der Bank.
„Von der Chancenverwertung her spielt Uwe momentan nicht optimal“, sagte Bundestrainer Christian Prokop. Auch dem Coach ist nicht entgangen, dass Gensheimer bislang unglücklich agiert. Wie schon im ersten Spiel vergab der 33-Jährige auch am Samstag zwei Siebenmeter. Seine Fähigkeiten sind unbestritten, doch aus irgendeinem Grund fehlt Gensheimer in der Nationalmannschaft momentan die Leichtigkeit.
„Ich glaube nicht, dass Uwe überfordert ist. Aber er macht sich persönlich sehr viel Druck, weil er erfolgreich für die Mannschaft vorangehen möchte“, sagte Prokop:
Gensheimer selbst richtete den Blick nach vorn. „Wir müssen wieder aufstehen“, sagte er nach dem Spanien-Debakel. Seine volle Konzentration gilt dem abschließenden Gruppenspiel heute gegen Lettland. Nur ein Sieg gegen den Turnier-Neuling garantiert das Erreichen der Hauptrunde. „Es gab auch in anderen Turnieren Niederlagen in der Vorrunde“, sagte Gensheimer kämpferisch.
Für den Star der Rhein-Neckar Löwen geht es bei der EM in Norwegen, Österreich und Schweden um sein vielleicht letztes großes sportliches Ziel – endlich einen Titel mit der Nationalmannschaft zu gewinnen. Gensheimer will schließlich nicht als „Uwe, der Unvollendete“, abtreten.
Ob er der deutschen Mannschaft den Sprung ins Halbfinale zutraut? „Klar“, sagte Gensheimer. Ein zartes Lächeln huschte kurz über sein Gesicht. sid