Redebedarf nach dem Systemabsturz

von Redaktion

HANDBALL Pleite gegen Spanien schmerzt – Prokop setzt auf Seelenmassage

Trondheim – Erst redete Christian Prokop auf seinen schwer verunsicherten Kapitän Uwe Gensheimer und Abwehrchef Hendrik Pekeler ein, dann diskutierte der Bundestrainer mit dem schwächelnden Andi Wolff. Nach dem Systemabsturz bei der EM gegen Spanien herrschte beim Training der deutschen Handballer reichlich Redebedarf, Prokop war als Psychologe gefordert.

„Ich glaube an diese Mannschaft“, sagte Prokop mit entschlossenem Blick. Spanien habe seinem Team zwar klar die Defizite aufgezeigt. Aber, das betonte der Coach: „Wir sind noch voll dabei.“

Prokops tiefe Augenringe zeugten von der kurzen Nacht beim Videostudium, die deftige 26:33-Schlappe gegen den Titelverteidiger hatte aber nicht bloß beim Coach ihre Spuren hinterlassen. Gensheimer, der nach zwei verworfenen Siebenmetern eine Halbzeit lang auf der Bank geschmort hatte, berichtete von vielen Einzelgesprächen. „Wir haben auch über das Mentale gesprochen“, sagte der Linksaußen.

Vom angepeilten Ziel Halbfinale oder gar einer Medaille spricht erst einmal keiner mehr, denn nun steht heute gegen Handball-Zwerg Lettland (18.15 Uhr/live im ZDF) sogar das Erreichen der Hauptrunde auf dem Spiel, nur ein Sieg sichert das Weiterkommen. „Wir sind stärker als Lettland, wenn wir unsere Leistung zeigen“, sagte Prokop: „Wir haben alles in der eigenen Hand und weiterhin Lust auf das Turnier.“

Diese Lust erhielt allerdings gegen Spanien einen herben Dämpfer. Torgefahr, Ballsicherheit, Durchschlagskraft: Vorne ließ die deutsche Mannschaft im zweiten Abschnitt so ziemlich alles vermissen. Selbst der viel gepriesenen Defensive gelang kaum etwas. In Phasen erinnerte der vogelwilde Auftritt sogar an das schmachvolle Hauptrunden-Aus bei der EM vor zwei Jahren in Kroatien, als das deutsche Team bei Prokops Premierenturnier ebenfalls gegen Spanien in sich zusammengebrochen war. „Die Leistung war sehr ernüchternd“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning am Sonntag, verwies aber auch auf die sieben verletzt fehlenden Stammkräfte im Rückraum.

Fragezeichen werfen besonders die dürftigen Leistungen von Gensheimer (siehe auch unten) und Keeper Wolff auf. Letzterer hielt gegn Spanien von 16 Bällen auf sein Tor nur einen – es war der erste. „Das ist sehr deprimierend“, sagte der Torhüter: „Man möchte natürlich für sein Team und für seine Nation da sein.“ Das war er gegen Spanien nicht wie gewohnt, und das wurmte Wolff, der gegen die Niederlande noch herausragender Spieler gewesen war. Prokop glaubt weiter an Wolff. „Natürlich hatten wir auch nicht die Torhüterleistung, die wir uns wünschen, aber da werden wir gegen Lettland wieder ein ganz anderes Gesicht sehen“, sagte der 41-Jährige.

Von den großen Turnierzielen wollte Prokop trotz des herben Rückschlags gegen Spanien noch nicht abrücken. „Die muss man nicht abhaken“, sagte der 41-Jährige. Für den weiteren Verlauf sage die Partie gegen Spanien nichts aus. „Wir müssen jetzt zusehen, dass wir den nächsten Step nach Wien machen.“ Ein Sieg gegen Lettland ist dafür Pflicht.  sid

Heute gegen Lettland: Ein Sieg ist Pflicht

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