Doha/Nürnberg – Eine Pleite beim Drittletzten der 2. Liga. Mit drei Toren Unterschied. Das 2:5 der Bayern beim 1. FC Nürnberg schwächt Hansi Flicks Standpunkt sicher nicht, in der Winterpause noch den einen oder anderen Neuzugang nach München zu holen. Im Gegenteil.
Obwohl man die verpatzte Generalprobe nicht zu hoch hängen sollte (anstrengendes Trainingslager, langer Flug in den Knochen und ausschließlich Jugendspieler nach der Halbzeit auf dem Platz), sprangen vereinzelt Spieler ihrem Trainer in Sachen Transfer-Forderung bei. „Wir wollen unsere Ziele erreichen, und das möglichst mit den besten Spielern. Deswegen sind wir immer auf der Hut“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Noch deutlicher wurde Joshua Kimmich, der den Rückrunden-Auftakt gegen Hertha am Sonntag wegen einer Gelbsperre verpassen wird: „Wenn wir bis zum Ende auf drei Hochzeiten tanzen wollen, sind wir darauf angewiesen, mehr fitte Spieler als nur 13 oder 14 zu haben. Fakt ist, dass wir momentan dünn besetzt sind.“
Bereits auf dem Rückflug von Doha ließ Flick in einer von ihm mitinitiierten Presserunde im Flugzeug durchblicken, dass die Mannschaft seine Meinung bezüglich neuer Spieler im Winter teilt: „Die Verletzungssituation ist nicht gerade berauschend. Das kann man so nicht beeinflussen. Die Winter-Periode ist dazu da, um gewisse Dinge zu regulieren. Das war einfach mein Anliegen, das auch so zu äußern. Das werden die Spieler mit Sicherheit auch nicht anders sehen.“
Sportdirektor Hasan Salihamidzic kritisierte bereits in Katar die öffentlichkeitswirksamen Transfer-Forderungen von Flick. Wie unsere Zeitung erfuhr, war die Stimmung zwischen Salihamidzic und Flick wegen der Transfer-Debatte während des Trainingslagers angespannt – das soll beim Rekordmeister auch intern deutlich zu spüren gewesen sein. Dicke Luft.
Nach der Pleite in Nürnberg ruderte Flick plötzlich zurück: „Es gibt keinen Grund, jetzt in Hektik zu verfallen. Wir haben aktuell zwei, drei Wochen, die wir überstehen müssen, bis der nächste Spieler wieder da ist. Auch wenn wir im Moment weniger sind, haben wir noch genügend Qualität, um in Berlin zu gewinnen. Wir werden jetzt entscheiden, ob noch was passiert.“
Zudem wiederholte der Trainer die Transfer-Gedankengänge, die Salihamidzic bereits in Doha geäußert hatte: „Es muss ein Spieler sein, der uns weiterhilft, deswegen müssen wir abwarten, ob sich noch was tut.“ Dass Flick seine Forderungen nun aufweicht, lässt vermuten, dass es zwischen Doha und Nürnberg ein klärendes Gespräch zwischen Coach und Sportdirektor gegeben haben muss.
Einen Winter-Transfer schließt Salihamidzic weiterhin nicht aus: „Oft ergeben sich Lösungen, die man nicht auf dem Zettel hatte: Zum Beispiel junge Spieler, die ins kalte Wasser geworfen werden und überraschen, oder auch Positionswechsel, die so nicht vorgesehen waren, aber funktionieren. Oder ein Transfer.“ Letzteres dürfte Flick gerne hören. bok