München – Bayern kauft die Liga leer? Ein immer wieder gern bemühter Vorwurf der Konkurrenz. Christian Heidel, ehemaliger Manager von Schalke 04, geht sogar einen Schritt weiter. Er wirft den Münchnern nicht nur vorbehaltloses Wildern innerhalb der Bundesliga vor, sondern auch die finanzielle Schwächung derselben.
Der Grund: Der Rekordmeister sei immer mehr darum bemüht, sich die Juwele seiner Konkurrenten in jungen Jahren ablösefrei zu sichern. „Die Bayern fahren inzwischen leider die Politik, auf dem deutschen Markt nichts mehr oder kaum was zahlen zu wollen, und sichern sich Top-Bundesligaspieler sehr früh, um sie dann ablösefrei zu übernehmen“, so Heidels Vorwurf im „Kicker“. Doch damit nicht genug: Geht es nach ihm, so bewegten sich die Bayern damit sogar am Rande der Legalität. Der 56-Jährige dazu: „Ob das immer statutengerecht ist, interessiert niemand. Die dicke Kohle fließt, wie zum Beispiel bei Hernandez (80 Mio. Euro, d. Red.), ins Ausland.“
Fakt ist: Seit 2009 haben die Bayern in der Tat mehr Geld für Spielerkäufe aus dem Ausland ausgegeben. 483,2 Millionen Euro flossen hier für insgesamt 27 Neuverpflichtungen, innerhalb der Bundesliga wurden lediglich 276,3 Millionen Euro für 25 Zugänge ausgegeben. Fast das Doppelte also, wobei hier auch die größere Käufer-Konkurrenz im Ausland und die demnach höheren Ablösen eine Rolle einnehmen. Schwerer wiegt jedoch der Vorwurf, wonach sich der FC Bayern bei seinen Abwerbeversuchen nicht an die FIFA-Statuten halte.
Dort ist klar geregelt, dass sich ein Spieler nur dann vertraglich an einen anderen Klub binden darf, wenn der bei seinem aktuellen Klub bereits abgelaufen ist oder innerhalb der nächsten sechs Monate ausläuft. Zudem muss der abgebende Klub schriftlich informiert werden, wenn ein interessierter Klub Verhandlungen aufnimmt. Heidel unterstellt den Münchnern nicht direkt Verstöße gegen besagte Statuten, zwischen den Zeilen klingt jedoch der Vorwurf mit. Zumal die Schalker nicht nur Alexander Nübel im kommenden Sommer ablösefrei an den FC Bayern verlieren werden, sondern dieselbe Geschichte schon 2018 mit Leon Goretzka mitmachen mussten.
„Wir hatten damals über ein Jahr Unruhe wegen Leon, heute ist es Alex Nübel“, erinnert sich Heidel. „Sehr schade, aber das ist kein Vorwurf an die Spieler. Sie haben das Recht, ihre Karriere zu planen. Wirtschaftlich und auch sportlich ist es reizvoll.“
Und zwar nicht nur für den Spieler, sondern eben auch für Bayern. lop