La Manga – Der Roman ist da, der Fritz ist da – und natürlich auch der Klausi aus Singen. Trainingslager sind traditionell Anlässe, in denen die kleine Gruppe der Allesfahrer Verstärkung bekommt, aber damit war dann doch nicht zu rechnen beim ersten Frühstück im noblen La Manga Club Resort: 1860-Fans vom Obstbuffet bis zum Balkon mit Blick auf das üppige Grün und die Skyline der vorgelagerten Landzunge.
„Wir sind echt der geilste Verein der Welt“, staunte Peter Seeböck alias Der Tracht’n-Bäda: „Der ganze Saal ist blau – so was gibt’s nur bei uns.“ Eine kleine Reisegruppe um den Trachtenhändler aus Ottobrunn ist schon am Samstag an der Costa Calida eingeflogen und hat mitgekriegt, wie es um die Fantreue bei ungleich erfolgreicheren Clubs bestellt ist. Zuletzt war Bayer Leverkusen da, auch der Schweizer Erstligist St. Gallen – Mauerblümchen im Vergleich zum Giesinger Drittligisten. „Die hatten vielleicht zehn Fans im Schlepptau.“ 1860 dagegen laut einer inoffiziellen Zählung am Rande der ersten Trainingseinheit: 82 Mitreisende. Und es sollen noch mehr werden, wie zu hören ist.
Erstmals zum Begleittross der 1860-Profis zählt auch Hans Sitzberger, dessen auf Straßenreinigung spezialisierte Firma sonst um diese Jahreszeit Hochkonjunktur hat. Sitzberger, Sponsor („Mia kehrn zsam“) und Vizepräsident in Personalunion, flog wie die meisten Begleiter nächstens mit der Mannschaft nach Alicante. Umso größer war seine Überraschung, als er sich nach kurzem Schlaf auf der Fünfsterne-Sportanlage wiederfand – inmitten bewaldeter Hügel und der einen oder anderen Palme. „Super Landschaft, tolle Plätze“, schwärmte der Urbayer und war schon wieder auf dem Sprung. Als ranghöchstes Delegationsmitglied ist natürlich auch Fanpflege angesagt. Die anwesenden Gruppen hatten sich mit Plakaten unübersehbar am Fangzaun verewigt: „Jura-Süd Dietfurt“, „Hadern“, „Bluetsbrüder“, „Grenzstadt-Löwen Simbach“ und andere.
Fritz Fehling, seit den 70er-Jahren immer da, wo auch 1860 ist, staunte weniger über die vielen Mitstreiter, sondern über das Trainingsquartier an sich. Borussia Dortmund war dreimal im feudalen La Manga Club Resort, auch der FC Bayern vor Jahren. „Normal haben wir so was nicht im Kreuz“, merkte Fehling an und bezog sich vermutlich auf die Entstehungsgeschichte dieses Trainingslagers. Erst hieß es, es sei gar kein Geld für eine Reise in den Süden da. Dann startete der Club eine viel beachtete Bettelaktion. Die sprach sich bis nach Abu Dhabi herum – bis Hasan Ismaik sich erbarmte und 40 000 Euro locker machte. Villenartige Appartements für die Spieler, Pool, Luxus-Spa und gepflegte Golfplätze – für einen Drittligisten ist das schon sehr beachtlich, wie 1860 in La Manga untergebracht ist.
Auch die Fans genießen es. Bairisch ist die Sprache, die man am häufigsten hören wird, bis die Löwen am Sonntag heimfliegen. Anders als ursprünglich vorgesehen soll es auch noch ein Testspiel geben. Geplanter Termin: Samstag, 14 Uhr. Ein Gegner wird gesucht. Fest steht schon jetzt: Für 1860 wird es ein Heimspiel sein. ULI KELLNER