München – André Höflich klatscht nach seinem Auftritt in Secret Garden/China in die Hände. Der Halfpipe-Spezialist weiß: mit diesem Lauf kann es für ihn ganz weit nach vorne gehen. Am Ende landet er auf einem starken 4. Platz. Nur eine Woche zuvor war der Snowboarder beim Saisonauftakt in den USA erstmals in ein Weltcup-Finale geflogen. Höflich – daran besteht kein Zweifel – ist die neue deutsche Halfpipe-Hoffnung.
Der Gräfelfinger Christophe Schmidt war 2010 der letzte Deutsche, der es im Halfpipe-Weltcup auf das Podest schaffte. Höflich nährt die Hoffnung auf ein Ende dieser Durststrecke, möglicherweise gelingt ihm das schon bei den Laax Open Finals am Samstag. Für den 22-Jährigen sind die guten Ergebnisse kein Zufall: „Ich habe die letzten Jahre viel Arbeit reingesteckt“, erzählt der junge Allgäuer, „und bin kontinuierlich besser geworden.“
Ein weiterer Grund für die Topform in diesem Winter: Seit August arbeitet Höflich mit einer Olympiasiegerin zusammen. Die früher in München und nun in den Kitzbüheler Alpen wohnende Nicola Thost (42), Goldmedaillengewinnerin 1998 in Nagano, steht ihm als Mentalcoach zur Seite. Als „eine Mischung aus gutem Freund und Psychologen“ beschreibt Höflich die Beziehung zu Thost. Mindestens ein Mal die Woche tauschen sie sich aus, feilen gemeinsam an Techniken der Meditation und Selbstreflexion. Diese Gespräche machen „einen großen Teil aus, warum es jetzt so gut läuft“, betont er.
Höflich hat auch schon andere Zeiten durchgemacht. „Im Leben eines Profisportlers geht man immer wieder durch tiefe Täler“, weiß der Wintersportler aus eigener Erfahrung, mentale Probleme seien keine Seltenheit. Er selbst habe sich früher unnötigem Leistungsdruck ausgesetzt. „Ich habe mir immer Stress gemacht, wenn jemand anderes einen neuen Trick konnte“, gesteht der gebürtige Kemptener. Zu Höflichs Tälern gehörten auch einige Verletzungen. In seiner jungen Vita stehen bereits ein Nierenriss, mehrere Gehirnerschütterungen und zwei Kreuzbandrisse. Einer davon ließ seinen Traum von Olympia 2018 in Pyeongchang platzen.
Mit einer verkürzten Reha wäre eine Teilnahme vielleicht möglich gewesen, der in Berchtesgaden lebende Höflich entschied sich aber bewusst gegen die Reise nach Korea. „Es war zu gefährlich“, erklärt er. „Olympia ist nicht so wichtig, wie 30 Jahre Snowboarden.“ Denn eines ist für Schnee-Artisten auch klar: Der Spaß am Sport steht bei trotz der jüngsten Erfolge weiterhin an erster Stelle.