Promis und Olympia-Fußball

Realität schlägt Romantik

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Manchen wird es passieren, dass sie dieser Tage auf Formulare als Datum noch den soundsovielten Januar 2019 setzen – aber hallo: Wir haben 2020. Damit wir das nächste Mal daran denken – das ist die Eselsbrücke: Es ist Olympiajahr. Ein richtiges. Mit Sommerspielen, also dem großen Olympia. Diesmal sogar XX-groß, denn es kommt auch noch das Fußballturniergefühl (Juli/August) dazu. Falls wir von der EURO 2020 (Juni/Juli) enttäuscht sein sollten, wie wir es schon nach Frankreich 2016 mit dem Halbfinal-Aus waren: Vielleicht kann die deutsche Olympia-Mannschaft für Tokio die Fans so entschädigen wie vor vier Jahren: Silber in Rio, die Entdeckung von Serge Gnabry, hymnische Verehrung für Trainer Horst Hrubesch, den besseren Jogi.

Tatsächlich ist das olympische Fußballturnier schon präsent, denn es wird diskutiert, wen Stefan Kuntz, der neue Horst Hrubesch und der neue bessere Jogi, als Extra-Spieler mitnehmen könnte. Olympia-Fußball ist für Unter-23-Jährige ausgeschrieben, es dürfen aber auch drei Over-Age-Akteure nominiert werden. Gerade vernimmt man zwei attraktive Namen: Lukas Podolski und Thomas Müller. „Poldi“ wegen der Japan-Connection, er ist ja ein Kobescher Jung, Müller wegen der „coolen Spinnerei“, wie er sie selbst nennt, dass seine Ehefrau Lisa sich als Dressurreiterin qualifizieren und er als Fußballer dabei sein könnte.

Lukas Podolski war auch schon für Brasilien 2016 gehandelt worden. Zusammen mit den ebenfalls aus der A-Nationalmannschaft zurückgetretenen Philipp Lahm und Per Mertesacker. Wer so spekulierte, war halt ein Romantiker. Gedankenkette: Rio 2014 noch einmal erleben. Die Über-23-Spieler, die Horst Hrubesch letztlich holte, waren Lars und Sven Bender und Nils Petersen. Unspektakulär, aber sachdienlich. Es ist davon auszugehen, dass auch 2020 kein Promi-Auftrieb stattfinden wird. Denn die Realität ist wie vor vier Jahren, dass die FIFA Olympia terminlich nicht schützt. Spielerabstellung ist keine Pflicht, sondern reines Goodwill der Vereine.

In einem dünnen Salihamidzic-Kader werden selbst die Bayern auf niemanden verzichten wollen, und ob Lukas Podolski im kommenden Sommer überhaupt noch aktiv oder ausschließlich Unternehmer in Köln (Döner, Eiscreme, Bekleidung, Kosmetika) sein wird? Vielleicht verweigert er sich als Geschäftsmann selbst die Freigabe.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11