Offenbach – Bundestrainer Joachim Löw will trotz positiver Rückmeldungen der Langzeitverletzten Niklas Süle und Leroy Sané noch keine Prognose Richtung Fußball-EM im Sommer treffen. „Ich bin mit beiden Spielern in Kontakt. Niklas Süle fängt an zu laufen, jetzt in der Woche. Leroy Sané ist schon länger auf dem Platz, ist aktiv mit dem Ball. Beim Leroy sieht es zeitlich anders aus, beim Niklas muss man abwarten“, sagte der DFB-Cheftrainer am Dienstag beim Neujahrsempfang der DFL in Offenbach.
Bayern-Profi Süle (24) und der von den Münchnernumworbene Manchester-City Angreifer Sané (24) hatten sich im Vorjahr Kreuzbandrisse zugezogen, die die EM-Teilnahme gefährden. „Man muss immer auf alle Eventualitäten irgendwie gefasst sein. Deswegen ist für mich nicht entscheidend, was ist heute, sondern, was ist in fünf oder sechs Monaten. Ich weiß, da kann viel passieren. Auf der anderen Seite sind andere Spieler eingesprungen bei einem Turnier, die auch gute Leistungen gezeigt haben. Jetzt ist es zu früh“, sagte Löw in einer Bewertung der Personalsituation. Zu einer möglichen Nominierung von Robin Gosens von Atalanta Bergamo äußerte sich Löw nicht konkret. „Gehen sie davon aus, dass wir ihn schon gesehen haben“, sagte der 59-Jährige auf Nachfrage. Der 25-Jährige hatte zuletzt bei seinem italienischen Club überzeugt.
Unterdessen hat Christian Seifert den deutschen Fußball im Rahmen des Empfangs vehement zur Maloche aufgefordert. Der DFL-Boss nahm vor allem den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Clubs in die Pflicht, um international nicht weiter abzuschmieren. „Wir haben – ohne Wenn und Aber –massiven Nachholbedarf mit Blick auf die Ausbildung unserer sportlichen Toptalente“, kritisierte er.
Seifert mahnte vehement einen Wandel und das Ende der Bequemlichkeit an. „Betrachten wir die Entwicklung der letzten Jahre, speziell im Nachwuchsbereich, dann wird deutlich, dass wir uns hier gemeinsam mit dem DFB neu und so ganzheitlich wie noch nie zuvor aufstellen müssen“, forderte er. Gelingen könne das nur durch „ehrliche und konstruktive Zusammenarbeit“. Eineinhalb Jahre nach der WM-Blamage in Russland warnte der DFL-Chef: „Zurück zur Weltspitze zu gelangen, ist für beide Organisationen nicht nur ein sportliches Ziel, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.“ dpa