Trondheim – Andreas Wolff war mächtig angefressen. Mit grimmigem Blick marschierte der Torhüter der deutschen Handballer durch die Katakomben der Spektrum Arena in Trondheim, reden wollte er nicht. Nicht über den Zittersieg gegen Lettland, nicht über die schwache Vorrunde seines Teams und schon gar nicht über sein offensichtliches Formtief.
Zum Vorrunden-Abschluss gegen die lettischen EM-Debütanten (28:27) bekam Wolff nicht einen Ball an die Finger. Schon gegen Spanien (26:33) hatte der Keeper nur einen der insgesamt 16 Würfe auf sein Tor pariert. Der sonst so gute Wolff ist plötzlich ein Problem-Wolff.
„Er hat sich mit Sicherheit einen anderen Job vorgestellt“, sagte Bundestrainer Christian Prokop. Auch er selbst habe durch Wolffs Einwechslung in der zweiten Halbzeit gegen Lettland darauf gehofft, „dass er uns noch einmal ein, zwei Paraden gibt, sodass wir sicherer in die Schlussphase kommen.“ Doch daraus wurde nichts. Wolff, der mit 41 Prozent gehaltener Bälle bislang nur im ersten Vorrundenspiel überzeugte, steckt vor der am Donnerstag in Wien beginnenden Hauptrunde im Leistungsloch.
„Ich mache mir keine Sorgen“, sagte Prokop mit Blick auf die nächste Turnierphase und seinen Problem-Wolff im Tor: „Wenn wir unsere Abwehr- und Torhüterleistung wieder auf ein richtig gutes Niveau bringen, dann ist es schwer, uns zu schlagen.“ Der Coach weiß: Rufen seine Torleute ihr unbestritten vorhandenes enormes Leistungsvermögen nicht ab, könnte es schon zum Hauptrundenauftakt gegen Weißrussland eine böse Überraschung geben.
Beiden deutschen Torhütern fehlt im bisherigen Turnierverlauf die Konstanz. Auch Nationalmannschafts-Rückkehrer Johannes Bitter blieb gegen biedere Letten mit einer Fangquote von 19 Prozent blass. „Es gab Höhen und Tiefen. Auch ich habe mich nicht richtig freischwimmen können. Gefühlt war das alles ein bisschen verkrampft“, sagte Bitter.
Diese Verkrampfung beim eigentlichen Leistungsträger gilt es nun ganz schnell zu lösen. Nur mit Bitter und Wolff in Topform hat das deutsche Team überhaupt eine Chance. „Ich bin mir sicher, dass die beiden einen guten Job machen werden“, sagte Prokop. Und Bitter beteuerte ebenfalls: „Die Vorrunde war unser Aufgalopp. In Wien geht das Turnier jetzt richtig los.“ sid