München – Dem Blick auf die Euroleague-Tabelle versucht Oliver Kostic dieser Tage ein bisschen aus dem Weg zu gehen. Natürlich, der 18. und letzte Platz ist seiner Mission nicht förderlich. Der Mann, der den entlassenen Dejan Radonjic als Chefcoach beerbte, soll die Basketballer des FC Bayern in bessere Zeiten führen. Vier Spiele lang hat er sich daran bislang versucht, alle vier gingen verloren. Und die Aufgaben werden nicht leichter – morgen um 20.30 Uhr ist der Euroleague-Dritte Maccabi Tel Aviv im Audi Dome zu Gast. Kostic zuckt beim Gedanken daran nur mit den Schultern: „In unserer Situation kannst du nur weiter arbeiten und an dich glauben.“
Das sind Sätze, die wie die ganze Situation, ein bisschen an Yannis Christopolous erinnern. Der knuffige Grieche wurde 2012 nach der Demission von Dirk Bauermann vom Assistenten zum Chef befördert. Heraus kam nicht viel, bis er zwei glücklose Monate später gehen musste.
Soweit soll es diesmal nicht kommen. Das Vertrauen in den Serben ist groß. Nicht umsonst hat der, derzeit in den USA weilende Geschäftsführer Marko Pesic den neuen Coach zuletzt mehrfach für unantastbar erklärt. Man habe keinen neuen Trainer gesucht und daran werde sich auch nichts ändern. Und Kostic selbst erkannte in den ersten Auftritten ja auch schon Signale der Besserung. Allen voran die zweite Halbzeit gegen Euroleague-Champion ZSKA Moskau, in dem die Bayern mit aggressivem, schnellen Spiel einen 20-Punkte-Rückstand fast noch wettgemacht hätte. Genau daran will der 46-Jährige anknüpfen. Und rennt damit bei seinen Profis offenbar offene Türen ein. Mittlerweile klingt bei den Bayernspielern immer öfter durch, dass man mit dem langsamen und kontrollierten Stil von Vorgänger Radonjic nur bedingt glücklich war. Der zuletzt mit Knieschmerzen pausierende Vladimir Lucic etwa verglich den bisherigen Spielstil des FC Bayern mit dem von Alba Berlin: „Sie rennen und spielen schneller – das ist attraktiver.“ Doch das Bild wird sich ändern, schon bald, glaubt auch Lucic: „Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Wochen schon einen Unterschied sehen werden.“
Das könnte natürlich auch mit T.J. Bray zu tun haben. Der US-Regisseur feierte bei Panathinaikos Athen schon einmal einen ziemlich vielversprechenden Einstand. Und auch wenn er in den beiden folgenden Partien weitgehend abtauchte – die Art wie sich Bray gleich in seinem ersten Spiel überhaupt auf allerhöchster europäischer Bühne präsentierte, machte Hoffnung. „Es ist natürlich noch zu früh, über ihn zu urteilen“, sagte Kostic, „aber ich denke, wir werden ihn eher früher als später auf höchstem Niveau sehen.“
Das wird man aber auch brauchen, national wie auch international. Denn auch wenn die Playoffs außer Reichweite sind, haben die Bayern noch Ziele. Und sei es nur das, dass der Blick auf die Tabelle irgendwann weniger schmerzhaft wird.