Watschn für die ehemalige Vorzeigeathletin

von Redaktion

Viktoria Rebensburg steckt in einer sportlichen Krise – Der DSV-Alpindirektor Maier glaubt: Sie trainiert zu wenig

München – Wolfgang Maier ist um Diplomatie bemüht, seinen Ärger über Viktoria Rebensburg kann er dennoch nicht ganz verbergen. Die Olympiasiegerin von 2010 war über Jahre seine Vorzeigeathletin, nun aber hat sie in ihrer einstigen Paradedisziplin Riesenslalom den Anschluss an die Weltspitze verloren. Maier sieht sich zu einem Weckruf genötigt.

„Mit dem derzeitigen Aufwand ist das Leistungsniveau auf dem Podium nicht mehr zu halten“, sagt der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, „sie muss Trainingsinhalt und -Umfang intensivieren.“ Das nennt dann wohl eine verbale Watschn.

Rebensburg wartet im „Riesen“ saisonübergreifend seit sechs Rennen auf eine Podestfahrt – eine so lange Durststrecke hatte sie seit ihrem ersten „Stockerl“ vor zehn Jahren noch nie. „Wir haben die rasante Leistungsentwicklung in der Disziplin Riesenslalom unterschätzt“, sagt Maier, dabei ist eigentlich klar: Rebensburg hat es unterschätzt.

Viktoria Rebensburg galt früh als großes Versprechen. Schon mit 17 debütierte sie im Weltcup und fuhr ihre erste WM, mit 20 war sie Olympiasiegerin. Aufgrund ihres verwegenen Fahrstils wurde sie mit Hasardeur Bode Miller verglichen, Maier sprach von Rebensburg stets anerkennend als „Rennpferd“. Doch die Risikobereitschaft, auch im Training immer ans Limit zu gehen, geht der 30-Jährigen inzwischen ab. „Sie hat ihr Potenzial über die Jahre aufgrund ihres unsagbaren Talents abgerufen, aber die Weltspitze gleicht das jetzt mit konsequenter Arbeit aus“, sagt Maier.

Kritikern hält Rebensburg ihre stattliche Erfolgsbilanz entgegen, doch ihr letzter Riesenslalom-Sieg liegt nun zwei Jahre zurück. Bei der WM 2019 im schwedischen Are gewann sie Silber – Gold wäre leicht möglich gewesen. Ihr Schwung und ihr Gefühl sind immer noch herausragend gut, doch wegen der mangelnden Trainingsintensität fehlt ihr im Rennen mitunter die nötige Brutalität. Das war auch in Are offensichtlich, wo sie das Rennen gegen Vlhova in den letzten Toren verlor.

Auch in diesem Winter bewegt sich Rebensburg zu häufig nicht aktiv genug in die Richtungsstangen hinein. „Zu brav“ sei sie gefahren, gab sie zuletzt nach Rang sieben in Sestriere zu. Dennoch sehe sie sich grundsätzlich auf dem richtigen Weg.

Maier widerspricht. „Der DSV steht definitiv auf ihrer Seite“, sagt er, „aber es müssen nachhaltige Veränderungen eingezogen werden.“ Er, die Trainer, der ganze Verband sei überzeugt: „Sie kann immer noch Rennen gewinnen. Aber in der derzeitigen Verfassung wird das zur Ausnahme.“  sid

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