München – Man kann ja nun nicht gerade behaupten, dass es ein Münchner Lieblingsgegner war, der sich da gestern im Audi Dome vorstellte. Fünf Mal hatten Bayerns Basketballer in ihrer noch jungen Europapokalgeschichte gegen Maccabi Tel Aviv gespielt – fünfmal hatte es bislang Niederlagen gesetzt. Gestern folgte die Revanche und wahrscheinlich hat es so eine Konstellation gebraucht, um den schwer angeknacksten Münchnern mal wieder ein Erfolgserlebnis zu bescheren. Am Ende setzte sich das Team von Trainer Oliver Kostic mit 80:68 (35:33) durch.
Die Münchner Sieglosserie der letzten Wochen, sie hatte ja schon sichtbare Spuren hinterlassen. Beim Gastspiel des 53-maligen israelischen Champions zeigte die Bayern-Familie zwar ordentlich Flagge – neben den Profi-Kicker Javi Martinez und Leon Goretzka schaute nicht zuletzt das komplette Drittliga-Team zu. Doch obwohl die Bayern im Rahmen ihres „Education Day“ diverse Schulklassen einluden, wollten nicht mehr als 4789 Zuschauer Euroleague sehen.
Dabei zeigte sich schnell: Es war was drin an diesem Abend. Die Münchner starteten selbstbewusst gegen den, personell schwer angeschlagenen Tabellendritten, der an diesem Abend noch ohne Star-Nachkauf Amar’e Stoudemire ins Rennen ging. Unter dem Korb tat man sich zwar schwer, auch dem verlässlichen Greg Monroe fiel nicht viel ein gegen Widersacher wie Othello Hunter.
Machte aber nichts – weil die Bayern auch ohne den nun zweimaligen Papa Vladimir Lucic langsam aber sicher wieder zu ihren Stärken aus der Distanz zurückfinden. Versuche von dort hatte Neu-Chef Oliver Kostic ja verstärkt gefordert. Keine schlechte Idee, alleine im ersten Viertel saßen von sieben Versuchen deren fünf. Heraus kam ein 23:12-Blitzstart. Zwei Dreier gingen übrigens auf das Konto von Rückkehrer Nihad Djedovic. Der Deutsch-Bosnier zeigte ganz eindrucksvoll, dass er die Rückenschmerzen der letzten Woche abgelegt hatte. Seine 14 Punkte zur Pause (am Ende 1ß) waren eine schöne Grundlage dafür, dass die Bayern auch gegen zunehmend besser in Fahrt kommende Gäste mehr als nur auf Augenhöhe blieben.
Nur kurz, unmittelbar vor der Pause, drohte den Bayern das Spiel zu entgleiten. In solchen Momenten war der Deutsche Meister in den vergangenen Wochen auf internationaler Ebene zuverlässig auseinandergefallen. Es wird dem längst leidgeprüften Kostic gefallen haben: diesmal nicht. Die Bayern hatten Antworten, Ob Petteri Koponen, Maodo Lo oder T.J. Bray – immer wenn es am nötigsten war, hielten sie Maccabi von der Dreierlinie auf Distanz.
Und wenn am Ende noch einmal leise Zweifel aufgekommen sein mögen – es war der Beste des Abends, der sie beiseite wischte. Nihad Djedovic schubste zweieinhalb Minuten vor dem Ende den Ball aus der Distanz durch die Reuse. 76:66 – aus zwischenzeitlich zwei Punkten Vorsprung waren acht geworden. Das war ein Schlag, von dem sich Tel Aviv nicht mehr erholte.
Und die Bayern werden plötzlich wieder Lust bekommen haben auf mehr. So wie es Kostic angekündigt hatte: „In der Euroleague können sich die Dinge ganz schnell ändern.