Die Rückkehr des Perlentauchers

von Redaktion

Michael Reschke reist am Samstag mit Schalke zum alten Arbeitgeber FC Bayern

VON JONAS AUSTERMANN

München – Am 31. Juli 2017 stellte der FC Bayern seinen neuen Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor, fünf Tage später packte Michael Reschke seine Sachen und verließ den deutschen Rekordmeister. Der Technische Direktor des FC Bayern betonte später, sein Wechsel zum VfB Stuttgart habe nichts damit zu tun gehabt, dass ihm Salihamidzic vor die Nase gesetzt worden war. Das Verhältnis zwischen Reschke und den Münchner Bossen wirkte anschließend aber doch belastet. Uli Hoeneß gab in der bayerischen Wut-Pressekonferenz auch dem ehemaligen Angestellten einen mit. Der ehemalige Präsident tat Reschkes Idee von Playoffs um die Deutsche Meisterschaft als lächerlich ab, bezeichnete ihn als den „schlauen Herrn Reschke“. Und der antwortete: „Schlau zu sein, ist ja nicht das Schlechteste.“

Am Samstag kehrt der 62-Jährige, seit Sommer 2019 Technischer Direktor beim FC Schalke 04, nach München zurück. Wie viel Reschke steckt noch im FC Bayern? Unsere Analyse.

Der Rheinländer trat seinen Posten an der Säbener Straße im Sommer 2014 an – der Kader-Manager von Bayer Leverkusen kam mit dem Ruf als „bester Perlentaucher Deutschlands“. Dem allerdings wurde Reschke in München nicht immer gerecht. In seinen ersten zwei Jahren war er – mal mehr, mal weniger – gemeinsam mit Sportvorstand Matthias Sammer für die Verpflichtungen der Flops Sinan Kurt, Sebastian Rode und Medhi Benatia verantwortlich. Letzterer kam beim FC Bayern in zwei Jahren zwar auf 46 Einsätze, wurde anschließend aber erst an Juventus Turin verliehen und im Sommer darauf komplett an die Italiener verkauft. Verlust für die Münchner: rund acht Millionen Euro.

Im Sommer 2015 aber wendete sich das Blatt für Reschke. Mit Joshua Kimmich und Kingsley Coman holte er zwei Akteure, die noch heute zu den bayerischen Leistungsträgern gehören. Für Kimmich zahlte der Club die aus heutiger Sicht lächerlich kleine Ablöse von 8,5 Millionen – der Nationalspieler ist mittlerweile das Zehnfache wert. Coman kostete samt Leihgebühr 28 Millionen, sein Marktwert wird inzwischen auf 60 Millionen geschätzt.

Douglas Costa, jüngst wieder bei den Bayern im Gespräch, ist ein Streitfall. Die Zahlen lesen sich gut: 77 Spiele, 14 Tore, 27 Vorlagen. Trotzdem wurde Costa nach zwei Saisons an Juve verliehen, wechselte ein Jahr später fest nach Turin. Immerhin strich der Club für den „ziemlichen Söldner“ (Hoeneß) noch 16 Millionen Gewinn ein.

Es folgten der Flop Renato Sanches (15 Mio. Verlust) und kluge Entscheidungen wie die Transfers von Niklas Süle (20 Mio. aus Hoffenheim) und Serge Gnabry (acht Mio. aus Bremen). Reschkes Rekord-Einkauf Corentin Tolisso (41 Mio. im Jahr 2017) hat sich bis heute noch nicht bezahlt gemacht. In die Zeit des Rheinländers fällt übrigens auch die Verpflichtung von Juan Bernat – das könnte Hoeneß’ Unmut erklären.

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