Wenn das Jahr 2021 kommt und der Name Youssoufa Moukoko auf den Spielberichtsbögen der Bundesliga auftaucht, wird Fußball-Deutschland das Gefühl haben, ein alter Hase betritt das Feld. Vier Jahre wird es dann her sein, dass sich Borussia Dortmund die Dienste des Buben gesichert hat, der von Topclubs in ganz Europa gejagt worden war. Vier Jahre, das heißt vier Spielzeiten, in denen der heute 15-Jährige in den jeweiligen Jugendmannschaften für Tore am Fließband und Rekorde gesorgt hat. Aktuell kickt der Kameruner in der U 19-Bundesliga, steht bei 26 Toren in 21 Spielen und strebt nach Höherem. Aufgrund der aktuellen Statuten der DFL aber ist für ihn im Jugendteam erst mal Endstation.
Bleibt alles, wie es ist, wird Moukoko sich noch gedulden müssen, ehe er sein Profi-Debüt geben darf. Schließen sich die 36 Proficlubs jedoch dem wohl bald aus Dortmund vorgelegten Antrag an, die Altersgrenze auf 16 Jahre zu senken, dürfte das BVB-Juwel bald Nuri Sahin als jüngsten Bundesliga-Spieler ablösen (16 Jahre und 335 Tage). Er dürfte sein BVB-Trikot dann nicht vor ein paar hundert, sondern 80 000 Zuschauern tragen, sich einen coolen Torjubel ausdenken und über Standing Ovations aus der „Süd“ freuen. Die entscheidende Frage aber ist: Muss ein Jugendlicher das schon tun?
Man muss diesen Vorschlag differenziert betrachten, denn ein pauschales Urteil ist kaum möglich. Menschen – auch schon Kinder und Heranreifende – sind verschieden, und es gibt im großen Fußballzirkus sicher solche, die frühen Ruhm verkraften könnten. Genauso aber darf man diejenigen, die physisch wie psychisch noch nicht so weit sind, diesem immensen Druck nicht zu früh aussetzen. Die aktuell in Deutschland geltende Regel – ein Spieler muss das 18. Lebensjahr vollendet haben oder aber zum jüngeren Jahrgang der U 19 gehören – kann als Schutz der Jugend interpretiert werden. Allerdings stimmt es auch, dass sie im internationalen Vergleich nicht mehr angemessen ist.
16 Jahre und 30 Tage war Harvey Elliott bei seinem Premier-League-Debüt alt, in Spanien ist Barcas Ansu Fati mit 17 ein wichtiger Kader-Bestandteil. Die Regel grundsätzlich zu ändern, würde der Bundesliga also nicht schaden; sie inflationär anzuwenden jedoch schon. Sollte ein 16-Jähriger auf dem Sprung sein, wäre mehr denn je die Fürsorgepflicht von Vereinen und Eltern gefragt. Die Entscheidung muss ganzheitlich gefällt werden, sportliche Gesichtspunkte sind nur einer von vielen Faktoren. Denn Beispiele dafür, dass Ruhm in jungen Jahren schaden kann, gibt es auch bei 18-jährigen Debütanten genug.
Hanna.Raif@ovb.net