München – Bei seinem schon jetzt legendären Auftritt im Landtag hat Robert Reisinger auch über ihn geplaudert: Sascha Mölders. Über den Lieblingslöwen einiger anwesender Politiker sagte der Ehrengast: „Wer Sascha kennt, der weiß, dass es ihm nicht nur ums Geld geht.“ Was zur Frage führte: Bleibt er denn nun oder nicht? Angesprochen auf die Zukunft des bald 35-jährigen Torjägers fügte der 1860-Präsident hinzu: „Wenn man sieht, wie er nach den Spielen oft in die VIP-Alm humpelt, dann ist klar, dass der Körper seinen Tribut fordert. Er wird einschätzen können, ob er ein weiteres Jahr auf dem Niveau packt, ob er sich das noch mal antun will. Fußballerisch und von der Einstellung her gibt’s keine zwei Meinungen.“
Reisinger klingt, als hätte er Verständnis dafür, wenn sich das Mentalitätsmonster ab dem Sommer auf Fußball als Hobby beschränken und andere Schwerpunkte im Leben setzen würde. Sportchef Günther Gorenzel, von unserer Zeitung mit dem Dauerthema Mölders konfrontiert, scheint entweder mehr zu wissen – oder die Lage anders einzuschätzen als Reisinger. „Ich hab ein ganz ein klares Gefühl, wohin die Reise geht“, sagte der Österreicher. Näheres über sein Gefühl wollte der Sportgeschäftsführer nicht verraten, doch im Nachgang wurde klar: Gorenzel setzt darauf, dass Mölders seinen Rücktritt vom angekündigten Rücktritt erklären wird. Er, Gorenzel, ist nämlich bereits auf der Suche nach einem Assistenten.
„Für mich ist das eine ganz normale Drei-Weg-Planung“, sagt Gorenzel, der mit Blick auf 2020/21 zwischen drei denkbaren Szenarien abwägen muss. Weg A) Mölders hört auf. B) Mölders macht weiter und bekommt einen erfahrenen Stürmer zur Seite gestellt. C) Mölders macht weiter – und kann das Zusatzjahr dazu nutzen, seinen Nachfolger einzuarbeiten.
Nachdem Weg A) von keinem bei 1860 favorisiert wird und ein Weg wie B) wenig Aussicht auf Erfolg verspricht (erinnert sei an den Gockelkampf mit Adriano Grimaldi, der schnell aufgab), scheint sich Gorenzel mit Nachdruck auf Weg C einzurichten. Er sagt: „Für unsere Philosophie – ein Wandstürmer und der Rest Pfeile in die Tiefe – ist ein Typ wie Mölders essenziell. Deswegen brauchen wir einen Ergänzungsspieler, denn Sascha mit dann fast 36 Jahren wird sicher nicht in jedem der 38 Saisonspiele zur Verfügung stehen.“
Beiläufig verriet Gorenzel, wie er sich die Rolle des zu findenden Ergänzungsstürmers vorstellt. „Ich glaube, dass man einen Spieler finden muss, der bereit ist, von Sascha zu lernen, Spielpraxis zu sammeln – und sich bei Sascha hinten anzustellen.“ Die Erfahrung lehrt, dass Alphalöwe Mölders keinen anderen Alphastürmer neben sich bestehen lässt. Deswegen sagt Gorenzel: „Wenn er sich für unseren Weg entscheidet, dann werde ich einen Teufel tun und einen Spieler holen, mit dem sich Sascha matchen soll. Das macht ja überhaupt keinen Sinn. Deswegen glaube ich, dass man einen jüngeren Spieler finden muss, der die genannten Kriterien erfüllt.“ Schmunzelnd fügte Gorenzel hinzu: „Ja, man könnte diesen Spieler durchaus als Mölders-Lehrling bezeichnen, weil die Hierarchie ja vollkommen klar ist.“
Herauszuhören ist, dass die Löwen nicht ganz zufrieden sind, wie Prince Owusu, 23, bislang diese Rolle ausübt. Abgesehen davon, dass der Bielefelder nicht ein weiteres Jahr ausgeliehen werden darf (Vertragsende bei der Arminia: 2021). Gorenzel konzentriert sich nun darauf, einen anderen Mölders-Lehrling zu finden – und vorher natürlich, den Platzhirsch zu einem neuen Einjahresvertrag zu bewegen. Zu diesem Thema sagte er: „Das verfolge ich und versuche, es zeitnah zum Abschluss zu bringen.“