Optionen mit Odriozola

von Redaktion

Bayern-Neuzugang macht Kimmich und Pavard zu Gewinnern – Boateng nicht

VON HANNA RAIF

München – Ab gestern kehrte endlich ein bisschen Ruhe – oder besser gesagt: Normalität – ein. Denn die Tage zuvor waren für Alvaro Odriozola ja ein einziger Spurt von A nach B gewesen. Am Dienstag war der Neuzugang des FC Bayern spätabends aus Madrid in Oberpfaffenhofen gelandet und von dort zum nächtlichen Medizincheck gefahren. Und vorgestern eilte er vor dem Start seines ersten Trainings aus der Boss-Etage in die Kabine. Zwischen Vertragsunterzeichnung und Einstand bei den Kollegen lag keine Viertelstunde, Odriozola legte einen Blitzstart hin.

Natürlich hofft der 24-Jährige, dass die Woche bis zu einem möglichen Einsatz im Topspiel am Samstag gegen Schalke 04 (18.30 Uhr) so weitergeht. „Ich denke daran, ich will sofort spielen“, sagte er bei seiner Vorstellung (noch so einer dieser unzähligen Termine). Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass Hansi Flick seinen Wunschspieler gleich nach drei Einheiten beim neuen Club in die Startformation beordert, zumal Odriozola ja bei Real zuletzt eher Trainingsteilnehmer als Stammspieler war. Für die kommenden Wochen jedoch ergeben sich durch das Leihgeschäft durchaus Optionen, die die Lage in der Bayern-Abwehr entspannen dürften. Und wenn es nur für das gute Gefühl ist.

In Abwesenheit von Niklas Süle, Lucas Hernandez und Javi Martinez hat sich die Defensive des Tabellenzweiten von selbst aufgestellt. Benjamin Pavard musste hinten rechts spielen, das Zentrum beackerten David Alaba und Jerome Boateng, und links ist Alphonso Davies derzeit sowieso gesetzt. Flick hatte – bis auf Jugendspieler Leon Dajaku – keine andere Möglichkeit, weil er Joshua Kimmich unter keinen Umständen mehr in der Abwehr spielen lassen will. Die Versetzung des Nationalspielers ins defensive Mittelfeld ist unumstößlich, Kimmich wird als Ballverteiler wie Spielzerstörer dringend benötigt, weil seine potenziellen Neben- und Vordermänner (Thiago, Leon Goretzka, Corentin Tolisso, Thomas Müller, Philippe Coutinho, Michael Cuisance) allesamt eher offensiv ausgerichtet sind. Der 24-Jährige kann als Gewinner des Odriozola-Transfers gesehen werden. Dass er sich über die defensive Rolle intern gerne beschwert hat, ist kein Geheimnis.

Die zweite Schlüsselpersonalie, die Odriozola beeinflussen wird, ist jene von Pavard. Der Franzose war freilich im Sommer wegen seiner Flexibilität geholt worden, Flick allerdings würde ihn lieber in der Abwehrzentrale als auf der rechten Seite sehen, auf der er in zwölf von bisher 18 Bundesliga-Partien spielen musste. Er machte das solide, steuerte aber lediglich zwei Assists bei. Von Odriozola, der für seine Flanken und seinen Offensivdrang bekannt ist, erhofft man sich mehr.

Die Lage wird sich noch einmal komplett verändern, wenn Hernandez, der seit dieser Woche Teile des Teamtrainings absolviert, zurück in den Kader drängt. Spätestens dann dürfte für Boateng und wohl auch Martinez kaum mehr Platz sein. Dass das Duo beim großen Kader-Umbau im Sommer keine Rolle mehr spielt, ist sowieso klar. Für Boateng allerdings besteht womöglich auch noch die Option, in den kommenden sieben Tagen einen neuen Verein zu finden.

„Total entspannt“ sei man bei diesem Thema, versicherte Hasan Salihamidzic, „im Moment“ sei ein Abgang des Weltmeisters „kein Thema“. Allerdings lässt sich der FC Bayern – auch was Zugänge betrifft – „alle Optionen offen“. Wie schnell es gehen kann, hat Odriozola gezeigt.

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