Neues Jahr, alte Probleme

Giesinger Debattierclub

von Redaktion

ULI KELLNER

Die Löwenwoche im Rückblick. Erst meldet sich einer, der Präsident werden will. Dann spricht einer vor Politikern, der diesen Posten innehat. Natürlich sind dabei auch Sätze gefallen, die die Gegenseite erzürnten. Die Folge: eine Maßregelung, eine Teilentschuldigung. Alles in 1860-typischer Aufgeregtheit. Der Sport? Das bevorstehende Heimspiel? Randthemen. Dabei sah es eben noch so aus, als würde es das Schicksal 2020 besonders gut meinen mit dem Giesinger Debattierclub.

Speziell der Auftritt von Robert Reisinger im Landtag hat vieles in den Hintergrund gedrängt, was zuletzt Hoffnung auf bessere Zeiten machte. Die Löwen haben eine Mannschaft, die gefestigt wirkt und vor Motivation strotzt, den Vier-Punkte-Rückstand auf Platz drei weiter zu minimieren. Wie man hört, sind fast alle Leistungsträger an einer gemeinsamen Zukunft interessiert, sogar Sascha Mölders, der noch im Herbst den Vorruhestand herbeisehnte. Geld ist plötzlich da, ein Trainer mit neuen Ideen – nur die Funktionäre, die tun sich weiterhin schwer, jenen respektvollen Umgang vorzuleben, den Köllner von seiner Mannschaft einfordert.

Wobei bei näherem Hinsehen gar nicht so viel passiert ist. Okay, Reisinger hat sich vor den Politikern nicht unbedingt an das Gebot der Political Correctness gehalten. Hat ein bisschen was zum Sport ausgeplaudert, zu den Finanzen, zum ungelösten Stadionthema und dem bekannt angespannten Binnenverhältnis der Gesellschafter. Isoliert betrachtet wirkt die eine oder andere Bemerkung deplatziert, aber man muss halt auch den Kontext sehen: Reisinger saß hochrangigen bayerischen Politikern gegenüber – und es ist nur menschlich, dass er denen auch was bieten wollte, inspiriert nicht zuletzt vom allzu behaglichen Rahmen (Bier, Brotzeit, Bayern-Stube).

Das Problem bei 1860 ist ja nicht die Tatsache, dass viel geredet wird – sondern dass immer noch nicht genug miteinander geredet wird. Um den Verein wirklich voranzubringen, wäre Geschlossenheit wichtig, ein Mindestmaß an gegenseitigem Vertrauen und das Schaffen einer Vision, die beide Lager einen könnte. Wie sagte Reisinger im Landtag? „Mir wär’s recht, wenn wir mit Herrn Köllner und seinem Team in den nächsten fünf Jahren ans Tor zur Bundesliga klopfen würden.“ Diese Aussage sollte mehr Beachtung finden als nebulöse Andeutungen zu Verträgen und Budgetplanungen.

Und damit zurück zum Sport. Am Sonntag wäre es hilfreich, wenn Köllner seinen ersten Heimdreier einfahren würde. 1860 hätte dann wirklich eine Aufstiegschance – und viele Probleme könnten sich in Luft auflösen.

uli.kellner@ovb.net

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