München – Die Schule? Eine unnötige Pflichtveranstaltung! Die Eltern? Nerven. Gedanken über seine Zukunft? Macht man sich keine. So sieht vermutlich die Welt einer durchschnittlichen 13-Jährigen aus. Nicht aber die von Mariela Steko.
Mit Durchschnitt hat die Tochter des sechsfachen Kickbox-Weltmeisters Mladen Steko nicht viel am Hut. Die Teenagerin eifert ihrem Vater nach, in ihrer Altersklasse wurde sie schon zweimal WKU-Weltmeisterin. Damit gibt sich Mariela aber nicht zufrieden – sie hat auch außerhalb des Sports große Ziele. „Ich will auf jeden Fall einen Doktortitel“, erklärt die Gymnasiastin. „Entweder Anwältin, Notarin oder Ärztin.“ An den Noten wird es nicht scheitern. „Im Zeugnis stehen nur Einser und Zweier“, erzählt ihr Vater stolz und fügt lachend hinzu: „Da kommt sie nach dem Papa.“
Auch sportlich fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Die Liebe zum Kickboxen entdeckte sie aber trotz der Erfolge in ihrer Familie verhältnismäßig spät. „Zuerst war das nicht so meins“, offenbart sie. „Ich war eher der Ballett-Typ und so eine Prinzessin.“ Mit zehn fing sie dann an, Kämpfe von Mädchen in ihrer Altersklasse anzuschauen – die Begeisterung für den Sport entfachte.
Nach einem passenden Trainer musste die selbstbewusste Achtklässlerin, die nebenbei auch Klavierkonzerte gibt, nicht lange suchen. Schließlich haben ihr Vater und sein Bruder Pavlica bereits 18 Profi-Weltmeister hervorgebracht. „Er versteht mich wie kein anderer und weiß, wie er mich motiviert“, schwärmt Mariela. Als sie letztes Jahr bei der WM in Athen im Finale stand, überlegte sich ihr Vater eine spezielle Belohnung: „Ich habe ihr gesagt: ‚Wenn du den Kampf gewinnst, gehen wir danach shoppen“, erzählt er. Mariela triumphierte – und Familie Steko fand sich kurze Zeit später in der Athener Einkaufsmeile wieder.
Angst, dass sich seine Tochter im Ring schwer verletzen könnte, hat Mladen Steko nicht. „Auf den ersten Blick sieht es gefährlich aus, aber statistisch gibt es bei Fuß- und Handball viel mehr Verletzungen“, weiß der 43-Jährige, der in München zwei Kampfsportzentren betreibt und regelmäßig Fight Nights veranstaltet. Gerade am Anfang war die Nervosität trotzdem groß. „Er war aufgeregter als ich“, erinnert sich Mariela. „Er hätte am liebsten meine Gegnerin gepackt und mitgeboxt.“ Mittlerweile strahlt das Gespann mehr Ruhe aus. „Mit der Zeit habe ich gelernt, die Emotionen herunterzuschrauben“, sagt Papa Mladen.
Ob er seiner Tochter eine Profikarriere zutraut? „Klar, wieso nicht? Sie hat unheimlichen Ehrgeiz. Sie ist ein Mensch, der immer nach dem Besten strebt.“ Für Mariela kann es nicht schnell genug gehen. Neben dem Weltmeistertitel strebt sie auch eine Teilnahme an den Olympischen Spielen an. Ein Traum, der dem Vater aufgrund einer Verletzung verwehrt blieb.
Bei aller Leichtigkeit im Vater-Tochter-Trainer-Verhältnis hat Steko aber schon das Gefühl, dass Mariela mehr Druck verspürt als seine anderen Schützlinge. „Wenn wir zuhause sind und sie mir von ihren Terminen erzählt, sage ich auch manchmal: ‚Stopp, was ist mit Training?’ und sie antwortet: ‚Papa, ich habe auch noch andere Sachen.’“ Dann ist Mariela plötzlich doch eine ganz normale 13-Jährige.