München – Hansi Flick wirkte schlecht gelaunt, als er gestern Mittag mit fast zehn Minuten Verspätung das Pressestüberl an der Säbener Straße betrat. Kein Wunder, immerhin hatte er kurz zuvor erfahren, dass sich Ivan Perisic im Training einen Knöchelbruch zugezogen hatte (siehe Seite 23). Gut möglich, dass der Bayern-Trainer wegen dieser Hiobsbotschaft ungewohnt schmallippig auf die ihm gestellten Fragen antwortete.
Dieses für den Fußballlehrer doch sehr untypische Konversationsverhalten hielt aber nur drei winzige Minuten. Dann wurde Flick auf das jüngste Lob von Bayern-Präsident Herbert Hainer angesprochen und konnte sich ein Grinsen doch nur schwer verkneifen. Hainer äußerte sich bereits am vergangenen Sonntag im Rahmen eines Fanclub-Besuchs im niederbayerischen Simbach zu einer möglichen Weiterbeschäftigung Flicks über den Sommer hinaus: „Wir wollen erfolgreichen und bezaubernden Fußball spielen, so wie jetzt unter Hansi Flick. Wenn er weiter so gewinnt, dann gibt es keine Alternative. Ich finde, dass er exzellente Arbeit macht und das sage ich nicht nur, weil wir die drei Spiele in diesem Jahr gewonnen haben, sondern auch wegen unserer Spielweise.“
Nach den Informationen unserer Zeitung war man in der FCB-Chefetage zwar von Anfang an von Flicks Fußballsachverstand überzeugt, allerdings wollte man nach der Trennung von Niko Kovac erst noch abwarten, wie er sich an vorderster Front in München schlägt. Immerhin ist es lange Zeit her, dass Flick in erster Reihe tätig war. Den Schritt vom Co- zum Cheftrainer hat der 54-Jährige nun aber in Windeseile bewältigt und darf sich auch deswegen berechtigt Hoffnungen auf eine dauerhafte Beförderung machen. Ein anderer Parameter darf in dieser Thematik ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden: Alle Top-Trainer Europas sind bei irgendwelchen Vereinen über den Sommer hinaus unter Vertrag. Das weiß man natürlich auch in München…
Als Flick gestern mit dem Hainer-Lob konfrontiert wurde, war er bemüht, bei seiner Antwort nicht in Euphorie zu verfallen: „Klar, freue ich mich über solche Aussagen, aber im Moment ist das für mich kein Thema. Der FC Bayern muss einfach gucken, was er für seine Zukunft möchte. Wenn wir gewinnen, hat der FC Bayern Ruhe und das ist eine optimale Voraussetzung für eine gute Zukunft.“
Erst gegen Ende seines gestrigen Auftritts ließ Flick dann doch einen kurzen Blick in sein Seelenleben als Bayern-Trainer zu: Es sei seine Berufung, Trainer zu sein. Speziell mit Blick auf sein aktuelles Team, sagte Flick: „So eine Mannschaft mit so einer Qualität zu trainieren macht mir Spaß. Deswegen kann ich nur betonen: Ich bin da noch lange nicht müde.“ Zu dieser Aussage passt, dass vereinsintern schon lange registriert wurde, dass Flick im Sommer 2020 gerne ein neues Arbeitspapier als Chefcoachunterschreiben würde. Aktuell sieht es danach aus.