München – Nadine Nurasyid gibt kurze Anweisungen. Die 33-Jährige ist seit 2019 für die Verteidigung der Munich Cowboys zuständig – ein absolutes Novum in Deutschland. Die Sportwissenschaftlerin ist die erste Frau im Trainerstab eines Erstliga-Football-Teams. Zum Football kam sie erst mit 27 Jahren. „Als mein Freund nach München gewechselt ist, haben mich die Ladies des Öfteren angesprochen“, erinnert sich Nurasyid. Ein Jahr später wurde sie weich – und startete durch. Bereits im dritten Jahr folgte die Berufung ins Nationalteam, mit dem sie bei der EM 2015 in Spanien den dritten Platz belegte.
Ihre Coaching-Karriere begann dann vor vier Jahren zuerst in Niederbayern. Weil es sie beruflich nach Deggendorf verschlug, heuerte sie beim Zweitligisten Straubing an. Dass der Defensive Coach eine Frau ist, sei schon Gesprächsthema gewesen, sagt Nurasyid, an Respekt habe es aber nie gemangelt, erklärt die Sporttherapeutin.
Vor zwei Jahren kehrte die Münchnerin zu den Cowboys zurück und verstärkte den Trainerstab. „Headcoach Garren Holley kenne ich ja schon länger“, erklärt sie. Als Defensive Coordinator der Ladies war der US-Amerikaner für Nurasyids Aufstieg mitverantwortlich. „Ich kenne seine Philosophie, seine Techniken.“ Ihr erstes Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse bewertet Nurasyid, die seit einem Jahr auch Cowboys-Vizepräsidentin ist, differenziert. „Für mich war es persönlich sehr erfolgreich, sportlich hätte es aber deutlich besser sein können.“ Aufgrund von Verletzungspech entgingen die Cowboys am Ende dem Abstieg in die Zweitklassigkeit nur knapp. Um personellen Engpässen in Zukunft entgegenzuwirken, legt der Klub in diesem Jahr die erste und die zweite Mannschaft zusammen und strebt die Teilnahme an den Playoffs an. JULIAN NETT