Ausrutscher als Wertschätzung

von Redaktion

„Ein starkes Spiel“ attestierte Salihamidzic Leipzigs Upamecano, der auf der Liste der Bayern steht

München – Schmallippig, das kann Hasan Salihamidzic manchmal sein, wenn es um Themen geht, die ihm gerade nicht in den Kram passen. Das sind nicht unbedingt angenehmen Dinge wie etwa Lobhudeleien auf die „super Jungs“ im Kader des FC Bayern. Sondern eher solche, die in seiner Funktion als Sportdirektor hinter den Kulissen ablaufen – und eigentlich auch da bleiben sollen. Besonders auffällig ist das, wenn es Woche für Woche um Verträge oder Transfers geht. Da wird sich entweder „nicht über Spieler von anderen Vereinen geäußert“ oder aber „der Fokus auf den Platz“ gelegt. Alles andere interessiert offiziell ja nicht.

Auch am Sonntagabend, als er ausnahmsweise mal nicht als Letzter aus der Kabine vor die Reporter trat, war Salihamidzic kein Gute-Laune-Onkel. Wie er dieses 0:0 im Spitzenspiel gegen RB Leipzig einzuordnen hatte, wusste er selbst noch nicht so recht, immerhin einige Details aber kommentierte er schon. Als die Frage aufkam, wie der 43-Jährige den Auftritt von Dayot Upamecano gesehen hatte, schoss es aus ihm heraus. „Er hat ein starkes Spiel gemacht“, sagte Salihamidzic, und es gab einen kurzen Moment, in dem sowohl er als auch seine Gegenüber verdattert waren. Lobende Worte über einen Spieler eines anderen Teams? Das muss doch heißen: Die Bayern haben ihn im Blick.

Natürlich hatte Salihamidzic diese Meinung nicht exklusiv, denn es gab in der Allianz Arena wohl keinen Zuschauer, dem die bestechende Leistung des Leipziger Innenverteidigers nicht aufgefallen war. Immerhin war es vor allem der Verdienst des 21-Jährigen, dass sein Gegenspieler Robert Lewandowski nicht zum Torerfolg kam. Der Bayern-Stürmer hatte ja kaum eine ruhige Sekunde gehabt, ständig wurde er von Upamecano belagert. Es passte freilich, dass der lange angeschlagene Franzose sein kleines Leistungstief ausgerechnet in München überwand. „Wir können ihm keine Pause geben“, hatte Trainer Julian Nagelsmann vor der Partie gesagt. Er brauchte wohl auch keine.

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Münchner den jungen Mann schon länger beobachten und er auf der erweiterten Liste für den kommenden Transfer-Sommer steht. Vielmehr noch: Man erzählt sich sogar, dass man sich in der Chefetage an der Säbener Straße ärgert, nicht schon 2017, als „Upa“ von Salzburg nach München wechselte, schneller gewesen zu sein. Zehn Millionen Euro Ablöse kostete das Abwehr-Juwel damals. Bei einem möglichen Transfer im Sommer wäre es wohl das Dreifache.

60 Millionen Euro sind eine Menge Geld. Für einen jungen Mann, der sich auf hohem Niveau zum Abwehrchef gemausert hat, ist die Summe aber sicher angemessen. Auch wenn finale Gespräche noch stattfinden, ist ein Abschied von Jerome Boateng im Sommer ja heuer wirklich mehr als wahrscheinlich, ein Ersatz muss also her. Niklas Süle und Lucas Hernandez sind erste Wahl, Upamecano aber wäre eine mehr als gute Alternative. Angeblich haben die Bayern ihr Interesse sowohl bei RB als auch bei Upamecanos Berater hinterlegt und werden über weitere Angeboten informiert. Schade nur, dass Salihamidzic sich ab jetzt nicht mehr zum Stand der Dinge äußern wird. Dieser Satz am Sonntag war nur ein Ausrutscher. HANNA RAIF

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