München – Am Mittwoch war beim EHC München alles wie immer: Training – unter der Leitung von Don Jackson. Zwei Wochen hatte er zu Hause in Kansas City in den USA verbracht; seine Ehefrau Nancy ist krank. Die Rede war von einer Operation – und dass er ihr bei der Reha beistehen werde.
Der Eingriff bei Frau Jackson fand letztlich aber noch nicht statt, die Operation wurde auf den Sommer verschoben. Für den EHC München bedeutet das: Sein Trainer wird ihm für den Rest der Hauptrunde (beginnt heute, 19.30 Uhr, mit dem Spiel in Iserlohn) und die Playoffs, die maximal bis Ende April gehen, zur Verfügung stehen.
Jackson war in dieser Saison bereits der dritte Trainer eines DEL-Vereins, der eine privat bedingte Auszeit nehmen musste. Serge Aubin von den Eisbären Berlin fehlte am vorletzten Januar-Wochenende, wegen eines Trauerfalls in der Familie reiste er nach Kanada. Kurt Kleinendorst, Coach der Nürnberg Ice Tigers, musste im Dezember zweimal nach Nordamerika fliegen. Sein Bruder Scot, ein ehemaliger NHL-Spieler, zog sich bei einem grausligen Arbeitsunfall in der Papierfabrik schwerste Verletzungen zu, unter anderem war das Gehirn so stark geschädigt, dass er ins Koma versetzt werden musste. Kurt Kleinendorst ging damit offen um, postete über seine Kanäle einen Bericht aus dem örtlichen Blatt, der „Duluth News Tribune“. Zehn Tage nach dem Unfall verstarb Scot. Kurt, der sich von seinem Bruder verabschiedet hatte und daraufhin nach Nürnberg zurückgekehrt war, reiste über Weihnachten zur Trauerfeier in die USA.
Die Häufung von drei Fällen, in denen Trainer um die halbe Welt fliegen müssen, ist für eine Saison ungewöhnlich – aber eben die Folge aus der Struktur der Liga: Elf der 14 Coaches in der Liga haben ihre Wurzeln in Nordamerika. Immer wieder müssen auch Spieler plötzlich nach Hause – in diesem Fall nach Übersee: Bis zu elf Importlizenzen kann ein Club vergeben, Kanadier und Amerikaner sind die meistbeschäftigten ausländischen Akteure. In dieser Saison fehlte den Augsburger Panthern ihr Spielmacher Drew LeBlanc wegen des Todes eines Angehörigen für drei Partien.
Es ist keine Frage, dass die Vereine sofort die Erlaubnis für eine Abwesenheit erteilen. Freilich fällt dies unter der Saison dann auch leichter als in den Playoffs, in denen die Beteiligten dazu neigen, körperliche Schmerzen zu ignorieren und alles, was die Leistungsfähigkeit beeinflussen könnte, auszublenden.
Unvergessen in dieser Hinsicht Ron Kennedy. Der Kanadier coachte 2007 den ERC Ingolstadt, obwohl er die Diagnose Hirntumor bekommen hatte. Während der Playoffs musste Kennedy sich sogar einer Chemotherapie unterziehen. Er starb 2009.