Köln – Es war schon eine mittelgroße Überraschung, als gestern eine Stunde vor Anpfiff die Aufstellungsbögen die Runde machten – und ein Name auf Bayern-Seite nur unter „Auswechselspieler“ auftauchte: Leon Goretzka. Dem in der Rückrunde so überzeugenden Mittelfeldspieler blieb gegen den FC Köln nur ein Bankplatz. Für ihn rutschte Kingsley Coman in die Startformation.
Diese taktische Maßnahme hatte laut FCB-Trainer Hansi Flick aber nichts damit zu tun, dass er mit den Leistungen Goretzkas seit Rückrundenstart nicht zufrieden gewesen wäre. Coman sollte nach seiner Verletzung wieder Spielpraxis sammeln, um für das anstehende Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea nächste Woche fit zu sein. „Er ist noch nicht bei 100 Prozent, aber wir müssen ihn heranführen. Ich erhoffe mir sehr, sehr viel von ihm“, erklärte Flick.
Vor allem in den ersten 45 Minuten gab es gestern einen Vorgeschmack darauf, was von den Münchner Flügelstürmern zu erwarten ist, wenn beide im Vollbesitz ihrer Kräfte sind: Gnabry begann auf der linken Seite, Coman rechts – immer wieder tauschten beide aber die Positionen, ließen sich ab und zu auch mal ins Zentrum fallen und sorgten so für Verwirrung in der gegnerischen Defensive. Der Lohn: Coman durfte einen, Gnabry zwei Treffer bejubeln. Obwohl der französische Nationalspieler bekanntlich noch nicht bei 100 Prozent ist, war für ihn erst nach gut 80 Minuten in Köln Schluss. Für das „hochsensible Rennpferd“ (O-Ton Jupp Heynckes) durfte dann Leon Goretzka aufs Feld.
Übrigens: Wenn das Flügelduo Coman und Gnabry künftig wieder regelmäßig wirbelt, bietet das Trainer Flick noch einen taktischen Vorteil: Er kann Aushilfs-Rechtsaußen Thomas Müller wieder auf seiner Position im zentralen offensiven Mittelfeld spielen lassen. Wie effektiv Müller da sein kann, bewies er gestern mit seinen Vorlagen. zum 1:0 und 2:0. Dadurch verbucht er 14 Assists in dieser Saison, das schaffte seit Einführung der genauen Datenerfassung 2004 nach 22 Spieltagen niemand. MANUEL BONKE