Hertha BSC
Hertha BSC gewann in Paderborn 2:1. Eine Erlösung im Abstiegskampf, in die der „Big City Club“ geraten ist. Der Sieg tat auch Alexander Nouri gut, dem bisherigen Assistenten, der seit ein paar Tagen der Boss ist. Er war zuvor Cheftrainer bei Werder Bremen und dem FC Ingolstadt – von seinen letzten 21 Spielen in der Verantwortung gewann er kein einziges. Doch am allerbesten geht es Michael Preetz, dem Manager der Hertha, der seinen Widersacher Jürgen Klinsmann losgeworden ist. Er kostet die Fahnenflucht des Zehn-Wochen-Trainers aus. Preetz über Klinsmann: „Umgedreht und weggelaufen“, „Mal eben so im Stich gelassen“, „Komplett unvorhersehbar“, „Ärgerliche Art und Weise des Abgangs“. Doch zumindest habe die Mannschaft die Geschehnisse der vergangenen Tage „in Energie umgemünzt“.
In der Tat hat „Facebook-Jürgen“ sich mit seinem Rücktritt den Rest von gutem Ruf in Deutschland zerdeppert. Er selber wird’s wohl nicht so sehen. Denn das Hertha-Siegtor erzielte Matheus Cunha. Der Ex-Leipziger war einer der Einkäufe während Klinsmanns Winter-Transferoffensive. Das 2:1 – irgendwie also auch sein Sieg.
Bayer Leverkusen
Miroslav Klose ist so sehr Gentleman, dass er nie etwas Schlechtes über einen anderen Spieler sagen würde. Halt: eine Ausnahme. Nachdem er 2014 als Weltmeister in der Nationalmannschaft aufgehört hatte und seine Rückennummer 11 dem Debütanten Karim Bellarabi zugewiesen wurde, rief Klose beim DFB an: „Der bitte nicht.“ Wobei unklar ist: War es eine persönliche Aversion, die Klose zur Intervention trieb – oder sollte sein Nummernerbe jetzt nicht gerade einer antreten, der ein ausgewiesener Chancentod ist.
Das erste Länderspiel von Bellarabi war phantastisch. Er erspielte sich 2014 in Warschau gegen Polen eine Chance nach der anderen – verdaddelte aber alle. Vielleicht auch wegen dieses Mangels an finaler Entschlossenheit hat er es nie zu einem Turnier geschafft. Seit fast vier Jahren hat Joachim Löw ihn nicht mehr nominiert, es wird wohl bei 11 Länderspielen bleiben für den bereits 29-Jährigen.
Stammspieler bei Bayer ist er nicht, eher einer zum Ein- und Auswechseln. Und er trifft noch immer nicht regelmäßig. Aber Bellarabi ist zum Mann für besondere Tore geworden: Als Joker erzielte er auf den letzten Drücker der Nachspielzeit das 3:2 für Leverkusen bei Union Berlin. Es war ein Treffer, für den es eine gehörige Portion Kreativität benötigt. Getroffen hatte er auch beim 3:1 in Düsseldorf (2. Spieltag) und 2:0 in Wolfsburg (10.). Wenn Bellarabi auswärts ein Tor schießt, bedeutet das: Bayer gewinnt. Und ist immer noch ein kleines bisschen im Titelrennen dabei.
Werder Bremen
„Über Fortschritte zu reden, ist nach einem 0:3 nicht angebracht“, gab Florian Kohfeldt zu. Der Werder-Trainer hatte eine der fast schon letzten Karten gespielt: Kurztrainingslager vor dem Spiel in Leipzig – abgehalten vor Ort, in Leipzig. Dann das: eine Bremer Leistung, die die Fans nur entsetzt aufseufzen ließ. Die Bremer ließen sich herspielen, das Defensivverhalten war suboptimal, die Mannschaft kassierte das 16. und 17. Gegentor aus einer Standardsituation heraus, und Kevin Vogt, aus Hoffenheim gekommen, um die Werder-Abwehr neu zu ordnen, musste mit dick verbundenem Knie vom Platz.
Wird Bremen das tun, was die meisten Vereine tun würden? „Irgendwann wird der Tag kommen, an dem Florian kein Werder-Trainer mehr ist“, formuliert Sportdirektor Frank Baumann einen Achtung-Satz. Der aber noch weiter geht: „Das wird nicht in den nächsten Wochen sein.“
Das Trainingslager bewertet Baumann nicht als wirkungslos. Er findet: „Mit einem ist es nicht getan. Sonst würde jede Mannschaft einfach mal zwei Tage wegfahren.“ Das nächste Spiel erfordert jedenfalls kein Trainingslager: Werder erwartet seinen Lieblingsgegner Dortmund, den er eben erst im Pokal schlug. Wenn das in der Liga aber nicht gelingt. . . GÜNTER KLEIN