Köln – Im traditionellen Karnevalstrikot mit rot-weißen Ringel-Stutzen empfingen die Kölner gestern Nachmittag den FC Bayern. Allerdings hatte der deutsche Rekordmeister spürbar keine Lust, sich von den Geißböcken zum Narren machen zu lassen. Die Münchner gewannen die Partie auch dank einer überragenden ersten Halbzeit mit 4:1.
Durch diesen Sieg grüßen die Roten in der Tabelle weiterhin von dort, wo sie sich am liebsten sehen: ganz oben. Trainer Hansi Flick konnte nichts dazu sagen. Er hatte sich so schlimm erkältet, dass er sogar die Pressekonferenz ausließ. Das Reden übernahm Manuel Neuer: „So wie wir hier begonnen haben, damit konnte man nicht rechnen. Ich muss sagen, wir haben die ersten Chancen eiskalt ausgenutzt, das war wirklich gut gespielt“, lautete sein Fazit.
In der Tat: Die Anfangsphase hatte es in sich. Angetrieben von einem unermüdlichen Thiago ließ der FC Bayern seinem Gegner in der eigenen Hälfte keine Verschnaufpause. Dementsprechend flott fiel der Führungstreffer durch Robert Lewandowski. Nach einem Doppelpass über die linke Seite gelangte der Ball zu Thomas Müller, der ihn im Strafraum geistesgegenwärtig auf Lewy durchsteckte, der ohne Mühe zur 1:0-Führung einschob (3. Minute).
120 Sekunden später erhöhte Kingsley Coman auf 2:0. Der Franzose persönlich eroberte den Ball im Mittelfeld und leitete so den Münchner Konter ein. Nach ein paar sehenswerten Ball-stafetten schloss er trocken aus zehn Metern ab. Den dritten Streich der Anfangsviertelstunde besorgte Serge Gnabry, als er nach einem Eckstoß parallel zur Strafraumlinie dribbelte, zweimal verzögerte und unhaltbar flach ins Eck schoss (12.). Bis zum Pausenpfiff hätte der Rekordmeister locker auf 6:0 erhöhen können, doch Lewandowski (17.), Thiago (20.) und Coman (25.) zeigten sich im Torabschluss zu unpräzise.
Die Offensiv-Reihe um Lewandowksi, Müller, Coman und Gnabry präsentierte sich gestern enorm variabel. „Wir hätten bis zu zehn Tore schießen können. Es war mehr drin als dieses 4:1“, monierte Kapitän Neuer.
Bitter: Nach einer knappen halben Stunde holte sich Jerome Boateng nach einem überflüssigen Foul in der eigenen Hälfte die Gelbe Karte ab – es war seine fünfte, weshalb er gegen den SC Paderborn fehlen wird. Für ihn kam nach dem Seitenwechsel Lucas Hernandez in die Partie. So dominant, wie die Bayern in den ersten 45 Minuten auftraten, so wackelig waren sie nach Wiederanpfiff.
Diesmal waren es die Kölner, die einen Blitzstart hinlegten: Beim Treffer von Cordoba hatten die Roten Glück, dass er wegen Abseits annulliert wurde. Mark Uth hatte nach einer guten Stunde Spielzeit die große Chance zum Anschlusstreffer. Doch der Bayern-Schlussmann rannte beherzt aus seinem Tor und spitzelte dem Angreifer den Ball vom Fuß. Hansi Flick reagierte und brachte Corentin Tolisso für Joshua Kimmich (58.). „Mich ärgert, dass wir nicht so konstant weitergespielt haben, wie in der ersten Halbzeit“, schimpfte Neuer.
Angestachelt vom Kölner Offensivdrang nahm sich Gnabry ein Herz und startete zwischen Mittellinie und Strafraum zum Solo, den er mit einem Schlenzer zum 4:0 beendete (66.). Die Antwort der Geißböcke ließ nicht lange auf sich warten: Nach Vorlage von Kainz netzte Uth zum 1:4 ein (70). Es sollte der einzige Kölner Treffer an diesem Tag bleiben, auch weil Kapitän Neuer einige „Hundertprozentige“ entschärfte.
Thomas Müller fasste den Nachmittag zusammen: „Die erste Halbzeit war zum Zungeschnalzen, in der zweiten Halbzeit haben wir es uns zu bequem gemacht.“